[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Lasche Typen? - Externer Beitrag aus dem Marien-Gymnasium in Werl

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Anmerkung der Redaktion: Wir freuen uns, im Journal zur Abwechslung auch mal einen externen Beitrag präsentieren zu können. Lobenswerterweise wurden die Bärtierchen im hier geschilderten Experiment nicht - wie so oft und leider ein wenig hirnlos - mit mörderischen Umweltbedingungen belästigt (Ultraviolettes Licht, Vakuum, Temperaturschock und Schlimmeres), sondern durften statt dessen in einem wesentlich sanfteren Szenario ein kleines Stück Wegstrecke zurücklegen, wobei ihnen kein Schaden entstand. Bravo!
Das Copyright zum folgenden Journaltext, Bild und Video liegt bei den Schülern Julia und Nils sowie ihrem Betreuer Marco Hagedorn vom Marien-Gymnasium in Werl.
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Die Wissenschaftler bezeichnen die Bärtierchen als Tardigraden (Langsamgeher). Aber sind sie nun tatsächlich so furchtbar langsam, wie der Name suggeriert? Diese Frage stellten sich die Schülerin Julia und der Schüler Nils der Klasse 7 des Marien-Gymnasiums in Werl. Bei ihren Recherchen stießen sie auf einen älteren Beitrag des Bärtierchen-Journals  (Februar 2005) . Dort steht zu lesen: "Die Tardigradenforscher Giuseppe Ramazzotti und Walter Maucci trauen den Bärtierchen immerhin eine Geschwindigkeit von bis zu 17 cm pro Stunde zu".

Diese Angabe schien etwas vage und so machten sich die beiden daran, der Sache näher auf den Grund zu gehen. Um die Geschwindigkeit zu messen, wurde mit Wasser eine zweiprozentige Agarplatte gegossen. Nachdem der Agar hart geworden war, wurde ein auf Folie gedrucktes Millimeterpapier auf die Agarplatte gelegt und mit einer weiteren dünnen Schicht Agar übergossen. Nachdem auch diese getrocknet war, wurde die Agarplatte noch mit einem dünnen Wasserfilm versehen. Das Ergebnis sah aus wie folgt:


[ Die Bärtierchen-Laufarena ]

Die Bärtierchen-Laufarena, ein 6 cm x 6 cm großes Feld in einer Petrischale

Dann wurde das Bärtierchen mit einer Pipette aus dem Mooswasser gesaugt und in die Laufarena geschickt:


[ Nils mit Pipette ]

Nils mit Pipette am Stereomikroskop

Das folgende Video zeigt einen Bärtierchenlauf auf der Agarplatte:

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Die breiteren Striche haben, wie man dies vom Millimeterpapier her kennt, einen Abstand von einem Zentimeter, die schmäleren von einem Millimeter. Im Experiment wurde ermittelt, wie lange die Bärtierchen benötigten, um einen Millimeter zurückzulegen. Hieraus wurde dann die Geschwindigkeit hochgerechnet. Die Bärtierchen mussten oft sehr lange beobachtet werden, da sie häufig nicht geradlinig gingen und anscheinend gelegentlich auch keinerlei Lust verspürten, sich wie gewünscht zu bewegen.

Die Messungen ergaben folgende Resultate: Eutardigraden, also Bärtierchen ohne Panzerplatten (wie auf dem Video), erreichten eine Geschwindigkeit von maximal 74,8 cm/h. Es wurden 10 Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt. Hierbei ist der Wert etwas irreführend, da sich das Bärtierchen in einer Stunde nicht 74,8 cm fortbewegen wird, sondern der Höchstwert von einem Millimeter hochgerechnet wurde.

Bei den Heterotardigraden, also Bärtierchen mit Panzerplatten, wurde eine Maximalgeschwindigkeit von 13,3 cm/h erreicht. Eine so niedrige Geschwindigkeit hatte kein Eutardigrade. Es wurden insgesamt vier Messungen durchgeführt. Ob die Panzerplatten wohl beim Spurten hinderlich sind? Bleibt die Frage, ob der Name Langsamgeher gerechtfertigt ist. Hierzu wollen wir das schnellste Bärtierchen mit dem schnellsten Mann der Welt vergleichen: Usain Bolt ist 195 cm groß. Dies sind 1.950.000 µm. Die Größe eines Bärtierchens sei mit 600 µm angesetzt. Somit wäre Usain Bolt 3.250 Mal größer als das Bärtierchen. Vereinfachend soll angenommen werden, dass unser imaginäres Riesenbärtierchen dann auch die 3.250fache Entfernung zurücklegen würde. Dies wären dann 243.100 cm/h oder auch 2,4 km/h, die unser Usain Bolt Bärtierchen laufen würde. Verglichen mit dem Usain Bolt Weltrekord von ca. 38 km/h ist unser Riesenbärtierchen tatsächlich langsamer und somit vielleicht kein Langsamgeher, sondern ein Gemütlichgeher!



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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach