Die Gattung Echiniscus

Die Definition der Bärtierchen-Gattung Echiniscus geht auf Hofrat C.A.S. Schultze aus Greifswald zurück (1840, s. Lit.).
Tiere dieser Gattung sind, neben den marinen Bärtierchen, wohl die schönsten Wasserbären überhaupt und rechtfertigen schon für sich alleine genommen die Anschaffung eines Mikroskops.
Die merkwürdige, geleeartig-flüssige Konsistenz des Körperinneren, die sich geradezu aufdrängende Assoziation mit eßbaren Gummibären und die grazilen, fein differenzierten Bewegungen sind geeignet, bei vielen Menschen Staunen, ja sogar Unglauben hervorzurufen.



[Echniscus-Bärtierchen (jpg-Datei)]

Porträt eines Echniscus-Bärtierchens.
Typische Körperlänge um 0,3 mm.


Die Echiniscen zählen zur Ordnung der Heterotardigraden, d.h. zu den gepanzerten und behaarten Bärtierchen (vgl. Zoologische Systematik).
Sie tragen Körperanhänge, welche als Fäden, Fühler, Haare oder Dornen bezeichnet werden. Anzahl und Form der Panzerplatten, Anzahl, Länge und Position von Fäden und Dornen, sowie die Struktur und Musterung der Panzerplatten sind wichtige Merkmale, welche zur Artbestimmung erforderlich sind.
Auch das Aussehen der Beine und Krallen ist zum Teil artspezifisch.

Das in der wissenschaftlichen Literatur verwendete Bezeichnungsschema für die Panzerplatten und Körperanhänge folgt dem unten gezeigten Grundprinzip:


[] []

Abb. 1: Echiniscen-Rücken

Abb. 2: Echiniscen-Rücken, Nomenklatur


Erklärungen: Die römischen Ziffern in Abb. 2, links, beziehen sich auf die Rumpfplatten I bis IV.
K bezeichnet die Kopfplatte, Rumpfplatte I wird in der Literatur auch Schulterplatte genannt.
Die roten Beschriftungen S1 bis S3 geben die Position der sogenannten Schaltplatten an, welche näher am Körper liegen als die massiveren Rumpfplatten.
Die Großbuchstaben A bis E dienen zur Beschreibung der Positionen, an denen Körperanhänge zu finden sein können. Im gezeigten Beispiel finden sich Fäden nur in den Positionen A und C, bei B und D fehlen sie. Die Fäden auf Höhe C werden wegen ihrer unterschiedlichen Position als laterale(seitliche), dorsale(am Rücken befindliche) oder auch dorso-laterale Fäden bezeichnet.
In Position D bemerken wir außerdem links und rechts jeweils einen dorsal angeordneten Dorn.


Die genannten Merkmale, insbesondere die unterschiedliche Anzahl und Länge der Fäden, können auch innerhalb einer Art erheblich variieren und hängen nicht zuletzt vom Lebensalter ab. Denken Sie nur an den homo sapiens : Auch dieser weist mit zunehmendem Alter eklatante Behaarungsfehlstellen auf und neigt zu absonderlicher Nasen- und Ohrenbehaarung, von den wuchernden Augenbrauen ganz zu schweigen.

Die verbindliche Artzuordnung der Echiniscen bleibt als schwieriges Arbeitsgebiet den Spezialisten vorbehalten. Das Bärtierchen-Journal kann hier nur die Grundrichtung und den ersten Einstieg vermitteln. Wenn Sie sich eingehender mit dem Thema befassen wollen, führt kein Weg an der Fachliteratur vorbei.



Literatur:

C.A.S. Schultze: Echiniscus bellermanni, animal crustaceum. Berlin 1840.


© Mikrofotos und Zeichnung von  Martin Mach


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