[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Wege zum Moos (II)

Im letzten Journal hatten wir die vielen, im Moos versteckten Delikatessen erwähnt - vegetarische Delikatessen (die meisten Bärtierchen sind Vegetarier): Beim Wässern von Moosproben fallen unter dem Mikroskop häufig kleine grüne Objekte unterschiedlicher Art auf, die jedermann - wohlgemerkt auch ohne jegliches botanisches Wissen - intuitiv als pflanzlich, vegetabil beschreiben würde. Das "Mikrogemüse" im Münchner Pflasterritzenmoos erscheint uns besonders attraktiv, weshalb wir es Ihnen hier nicht vorenthalten möchten.


[ Moos Ufo ]

Vegetabiles Objekt aus einer gewässerten Probe des Pflasterritzenmooses. Anfangsstadium der Entengrütze? Oder vielleicht doch ein Mooskeimling? Breite ca. 0,4 mm.

Nicht ganz so schön anzusehen, in den Augen der Bärtierchen jedoch sicherlich immer noch sehr appetitlich, sind die mutmaßlichen Vorkeime des Mooses Grimmia pulvinata:


[ wohl Grimmia pulvinata Vorkeim ]

Wohl ein noch nicht differenzierter Mooskeimling - aus einer gewässerten Probe von Grimmia pulvinata. Länge 0,15 mm.

Wenn wir nun einen weiteren Entwicklungsschritt zurückgehen und uns fragen, woher die Keimlinge kommen, brauchen wir lediglich wieder in die Moosproben zu schauen. Wir trennen aus dem Moospolster (hier von Grimmia pulvinata) ein Einzelpflänzchen ab und betrachten es unter dem Stereomikroskop. Hierbei fallen uns die Kapseln auf, die auf einem langen Stiel sitzen und hier, im reifen Zustand, braun gefärbt sind.


[Einzelpflänzchen von einem Grimmia pulvinata Moospolster]

Einzelpflänzchen von einem Grimmia pulvinata Moospolster. Nur wenige Millimeter lang.

Wir können eine solche Kapsel unter dem Steromikroskop vorsichtig ausrupfen und sehen nach dem Abziehen der Kapselhaube auf die, vormals die Sporen zurückhaltenden, jetzt jedoch nach außen geklappten Zähnchen und ein pulvriges Innenleben, das wir herausklopfen können:


[ Kapsel von Grimmia pulvinata unter dem Stereomikroskop ]

Geöffnete Kapsel von einem Grimmia pulvinata Moospolster. Ca. einen Millimeter lang.

[ Sporen von Grimmia pulvinata ]

Sporen von Grimmia pulvinata aus dem Inneren der oben gezeigten Kapsel. Der Durchmesser einer Grimmia pulvinata Spore ist winzig, er liegt bei ziemlich genau 10 µm (gleichbedeutend mit einem Hundertstel Millimeter).

Auch bei höherer Vergrößerung geben die Sporen leider nicht viel von ihrem Innenleben preis:


[ Sporen von Grimmia pulvinata ]

Sporen von Grimmia pulvinata. Bei höher Vergrößerung gelangen wir schnell an die Grenzen der lichtmikroskopischen Auflösung. Mehr als eine leicht gekörnte Oberfläche und eventuell zwei gegenübewrliegende "Spindelkappen" geben die Sporen nicht preis.

Jedenfalls sollten wir festhalten, daß einige der knackigsten Moosdelikatessen aus den winzigen und unscheinbaren Sporen entstehen, sobald diese feucht werden und keimen.


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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach