[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Gebirgspigment

Ein paar Kilometer südwestlich von Rottach am Tegernsee finden sich unter anderem die Moni-Alm, die Suttenalm und die Firstalm. Nicht gerade hochalpin, aber schon in einem Höhenbereich, wo wir mit exotischeren Bärtierchen, wie beispielsweise dem hier schon mal beschriebenen, knackig gelben Richtersius coronifer rechnen können. So etwas hatten wir uns zumindest gedacht, als wir den kleinen, moosbewachsenen Felsen hinter dem unten gezeigten Wegweiser zur Firstalm sahen.


[ Mutmaßliches Bärtierchenrevier ]

Multidirektionaler Wegweiser in mittelalpinem Almengewirr, auf ca. 1.000 m Höhe über NN.

[ Kleiner Felsen, Ort der Probenahme ]

Von diesem kleinen Felsen entnahmen wir eine kleine, knochentrockene schwarze Moosprobe.

Zuhause, nach dem Wässern, stellte sich eine gewisse Ernüchterung ein. Ein paar rote Echiniscen und ein paar Eutardigraden, letztere wohl am treffendsten als die Allerweltsart Macrobiotus hufelandi (sensu lato) zu charakterisieren. Die Abbildung unten zeigt die vorgefundenen, für M. hufelandi typischen Makroplakoide, von denen die vorderen als etwas länger und eingeschnürt erkennbar sind, die kräftigen, stark gekümmten Stilette und die schön geschwungenen, schlanken Stilettfedern, lotrecht links und rechts an der breiten Mundröhre ansetzend - usw. usf.
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[ Macrobiotus hufelandi (sensu lato) ]

"Alm-Tardigrade" Macrobiotus hufelandi (sensu lato), Stark vergrößerte Detailaufnahme vom Kopfbereich mit kugeligem Schlundkopf, kräftigen Stiletten und typischen Makroplakoiden. Bildbreite knapp 0,1 mm.

Wo bleibt hier die ersehnte Gebirgsexotik ???

Immerhin schreibt auch der berühmte Tardigradenforscher Ernst Marcus den Gebirgsindividuen als Besonderheit eine deutlich verstärkte Pigmentierung zu, die wir auch im vorliegenden Fall bestätigen können. Am schönsten sieht man diese Pigmentierung (und zwar nicht nur bei den alten, sondern praktisch allen Eutardigraden der hier beschriebenen Probe) im Auflicht. Wir photographieren einfach mal hinein ins Moosgewühl, riskieren dabei natürlich die weniger attraktive, sackartige "Po-Ansicht" eines Tardigraden, wie er kopfüber in einen Mooszwickel eintaucht und dort nach Nahrung sucht:


[ Macrobiotus hufelandi (sensu lato), Pigmentierung ]

"Alm-Tardigrade" Macrobiotus hufelandi (sensu lato), kopfüber in Mooszwickel eintauchend. Man beachte die braune, fleckige Pigmentierung und die grüne Magenfüllung des ansonsten fast reinweißen Tiers. Auflicht.

Im Durchlicht läßt sich die stellenweise Häufung dieser sehr unregelmäßig ausgebildeten Pigmentierung besser darstellen und stärker vergrößern.


[  Macrobiotus hufelandi (sensu lato), Pigmentierung ]

"Alm-Tardigrade" Macrobiotus hufelandi mit bereichsweise stark ausgeprägter Pigmentierung. Durchlicht, Bildbreite ca. 250 µm.

[ Macrobiotus hufelandi (sensu lato), Pigmentierung ]

"Alm-Tardigrade" Macrobiotus hufelandi mit bereichsweise stark ausgeprägter Pigmentierung. Gleiches Detail wie oben, nur etwas stärker vergrößert. Durchlicht, Bildbreite knapp 0,1 mm.

Sommersprossen? UV-Schaden? Keine Sonnencreme? Alpine Degenerierung? Zufall?
Wir wissen es nicht, urteilen Sie einfach selbst!



Literatur

Ernst Marcus: Tardigrada. S. 231. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1929.




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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach