Amöbe in Sicht!

Eine häufige E-Mail-Frage an das Bärtierchen-Journal lautet: Welche natürlichen Feinde haben die Bärtierchen?
In der Fachliteratur finden sich vor allem Hinweise auf Amöben, welche möglicherweise Bärtierchen, z.B. während der Häutung, angreifen oder schutzlose Eier fressen könnten. Wir haben für Sie nachgeforscht.

Amöbe findet Bärtierchen-Gelege (1)
Eine Amöbe (Amoeba proteus, ca. 0,5 mm lang) fließt, anscheinend ohne bestimmtes Ziel, auf die linke, untere Bildecke zu. Ihre formveränderlichen, langsam weiterströmenden Plasmafortsätze (Plasmopodien) erinnern nicht umsonst an tastende Finger.
Der äußerste, rechte Finger hat gerade das Bärtierchen-Gelege mit den gut verpackten, orange-gelben Eiern erreicht.
Was wird nun passieren?

Amöbe findet Bärtierchen-Gelege (2)
Offensichtlich hat der Finger seine Entdeckung gemeldet, ähnlich wie es auch ein menschlicher Finger tun würde. Die Amöbe schickt jedenfalls ganz plötzlich mehr Plasma in seine Richtung, so daß der Finger länger und dicker wird.

Die Amöbe reagiert intelligent.

Amöbe findet Bärtierchen-Gelege (3)
Wir bemerken, daß die Amöbe den Vorgang jetzt offensichtlich ernst nimmt. Die bislang stärksten Plasmaströme verarmen zusehends, alle Aktivitäten konzentrieren sich nun auf den Finger, welcher das Gelege entdeckt hat.
Die Amöbe erforscht nun die Geometrie des unbekannten Objekts.

Die Amöbe richtet alle Energien auf das Gelege.

Amöbe findet Bärtierchen-Gelege (4)
Nun umschließt eine große Menge an Plasma das Gelege. Der kleine "Po" der Amöbe folgt als letztes, anscheinend eher passiv hinterher.

Wir sehen schwarz für das Gelege - die Situation erinnert deutlich an Gruselfilme, in denen sich die Riesenkrake en passant ein U-Boot greift.

Amöbe findet Bärtierchen-Gelege (5)
Ein Bild dynamischer Zerstörung - oder etwa nicht? Was machen eigentlich die neuen Plasmopodien oben rechts?

Arme Bärtierchen-Eier!

Amöbe findet Bärtierchen-Gelege (6)
Der Schwerpunkt der Amöbe entfernt sich wieder vom Gelege!

??

Amöbe findet Bärtierchen-Gelege (7)
Nur ein kleiner Plasmapfropf haftet noch auf der Oberfläche des Geleges. Das Gelege wird durch die Fließdynamik des Plasmas herumgewirbelt.

Das kann doch nicht wahr sein!

Amöbe findet Bärtierchen-Gelege (8)
Die Amöbe zieht weiter.

Gerettet :-)

Wie wäre es mit einem kleinen  Film ? Die Ladezeit dürfte sich in Grenzen halten (nur 211 kB) und wie immer kostet das Ganze nix!

Als Fazit halten wir fest: Wir können die Amöbe leider nicht fragen, warum sie letztendlich das Gelege nicht gefressen hat. Vielleicht lag es daran, daß die Gelege-Cuticula so appetitanregend wirkt wie ein alter Gummistiefel? Möglicherweise war das Gelege auch ganz einfach ein wenig zu groß oder zu sperrig.
Trotzdem müssen wir wohl annehmen, daß eine hungrige Amöbe einem kranken oder geschwächten Bärtierchen oder einem Bärtierchen-Ei  vielleicht  gefährlich werden könnte. Vermutlich müssen wir uns die Situation so vorstellen, wie wenn wir Menschen plötzlich einem großen Hund begegnen. Der Verlauf einer derartigen Begegnung hängt vom Hund ab, aber mit Sicherheit auch vom Menschen und seinem Verhalten und von den sonstigen Randbedingungen.
Die "Löwe-schlägt-Gazelle"-Sequenz aus diesen herzigen Tierfilmen für leidenschaftliche Kartoffelchips-Esser scheint jedenfalls nicht zwangsläufig abzulaufen.

In eigener Sache

Vielleicht erinnern Sie sich noch an unsere schon länger zurückliegende Auswertung des Leserverhaltens, bei der natürlich der einzelne Leser anonym blieb, jedoch das typische Zugriffsverhalten und die Verweildauer auf unserer Website deutlich wurde.

Neuerdings gibt uns die Statistik allerdings ein wenig Anlaß zum Grübeln. Insgesamt steigen die Seitenzugriffe nach wie vor an:

Die Entwicklung der Seitenzugriffe pro Woche auf unsere Website seit Mai 2000.
Die Spitzen kommen von Rezensionen und Links großer Websites. Und dann haben wir natürlich auch regelmäßig schmerzliche Einbrüche an Weihnachten, links im Bild mit W... gekennzeichnet.

Wie Sie sehen, kommen wir derzeit auf knapp 250.000 Seitenklicks pro Jahr, womit wir angesichts des ausgefallenen Themas recht zufrieden sein können. Während in den Morgenstunden (Japaner) und Abendstunden (U.S.-Amerikaner) der Server kocht, schaffen es allerdings die Deutschen nicht mehr ganz so oft. Böse Zungen würden wohl argumentieren, daß mittlerweile in Deutschland hinter jedem Angestellten ein Consultant bzw. Outplacement-Berater steht, was natürlich den Spaß am Leben & Lesen dämpfen könnte.
Haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, bessere Erklärungen?

Hier noch ein Link:
Lebendkulturen   sind allemal besser als Formalin-Betrachtungen.

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© Text und Fotos von  Martin Mach