Maritime Bärtierchen (VI) - nochmal Batillipesfuß Lange haben wir Euch warten lassen. Jetzt wird es Zeit, ein Video
zu präsentieren, welches eines unserer maritimen Batillipes -Bärtierchen
aus dem Fensterbrett-Meerwasseraquarium in voller Bewegung zeigt, inklusive der,
selbst für Bärtierchenverhältnisse verblüffend schnellen und komplizierten Bewegungen.
Batillipes zählt zu den flinksten Tardigraden und liegt in etwa gleich auf mit dem Beute
jagenden Milnesium tardigradum. Bärtierchenforscher Ernst Marcus
gibt für Batillipes-Arten eine Geschwindigkeit von 100 µm pro Sekunde an. |
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Dieser Film war übrigens nicht einfach aufzunehmen.
Zunächst einmal, weil die Bärtierchen sich nicht aus den Petrischalen
abpipettieren lassen - sie halten sich ganz einfach mit ihren vielen Füßen
und Zehen zäh am Glasboden fest. Erschwerend kommt hinzu, daß die Batillipes-Arten,
wie schon in der vorigen Ausgabe unseres Journals erwähnt, außerhalb
ihrer Sandkornwelt zum Verkleben neigen. Sie müllen sich dann mit kleinen Detrituspartikelchen
regelrecht zu und können sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien, d.h. sie
bewegen sich nur noch langsam und sind zunehmend schwer zu erkennen. |
Batillipes sp.-Bärtierchen, mit fädigen Strukturen, welche von den einzelnen Haftlappen ausgehen. Die Fäden haben einen Durchmesser von nur etwa einem Tausendstel Millimeter (1 µm) und im vorliegenden Foto eine durchschnittliche Länge von 5 µm. Typischerweise ist ein Streifen pro Haftlappen erkennbar. |
Ehrlich gesagt sind wir an dieser Stelle mit unserem
Latein am Ende. Das Lichtmikroskop läßt die von Bärtierchenforscher Ernst Marcus
schon 1929 postulierte Drüsenöffnung an den Zehen leider nicht mehr erkennen
und auch in der modernen Fachliteratur haben wir keine weitergehenden Untersuchungen
gefunden. Die Klebefadenstrukturen erinnern jedenfalls an einen Streifen Zahnpasta,
der am Zehenstiftende (nach Art einer Klebstoffpistole) herausgepreßt wird.
Die geradlinige Struktur legt weiterhin die Vermutung nahe, daß der Streifen im Wasser
nicht sofort zerfließt. Vielleicht löst das Bärtierchen ja die Verbindung
zum Untergrund durch Nachschieben von weiterem Klebstoff, nach dem Motto
"Was interessiert mich mein Klebstoff von gestern? Ich befreie mich jetzt einfach
durch noch mehr Klebstoff und gehe dann einfach weiter"? |
© Text und Fotos von Martin Mach |