[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Kroatien (II)

Mal abgesehen von Echiniscoides sigismundi (siehe  Journal von Sept. 2006) hatten wir am Meer bislang immer nur Batillipes Tardigraden gefunden.

In der neueren Fachliteratur finden sich jedoch reichlich Hinweise auf weitere Arten von Meerestardigraden. Das von BOESGAARD beschriebene, recht sonderbare krallenbewehrte Meeresbärtierchen Actinarctus neretinus wurde beispielsweise aus 15 kg nassem Sediment isoliert, der von Tauchern in ca. 20 m Tiefe aus dem dunkelsten Ende einer australischen Unterwasserhöhle geborgen wurde.

Nun ja, wer von uns wagt es, hinabzutauchen in diesen finsteren Schlund? Wir haben uns, wie schon im letzten Journal berichtet, für eine angstfreiere Variante entschieden: Kroatien statt Australien, Tauchtiefe 3,50 m statt 20 m, 20 g Sediment statt 15 kg.


[ Mali Losinj ]

Bucht vor dem Hotel Aurora, Mali Losinj. Blick auf die Bucht mit unserem Bärtierchen- Tauchgrund.

Wie üblich hatten wir die Probe mit einer Filmdose eingelöffelt. Das Sediment war allerdings deutlich gröber als an den bisher ausgewerteten Sandstränden, zudem enthielt es reichlich Muschelbruch, Seeigelstachel und andere tragische Lebensreste aus dem Schoß von Mutter Natur. Im Hotel, unter dem Stereomikroskop fand sich relativ schnell ein "neues" Bärtierchen. Im Vertrauen auf unsere bisherigen Erfahrungen verzichteten wir auf eine sofortige photographische Auswertung und verschoben diese in die Münchner Nachsaison. Wir hatten ja am Beispiel von Echiniscoides und Batillipes gelernt, dass sich die Meeresbärtierchen auch in recht bescheidenen Mikroaquarien lange Zeit erhalten lassen.

Umso größer war dann jedoch die Enttäuschung in München: anscheinend befand sich in den Proben kein einziges Bärtierchen mehr!
Nach langem Suchen fanden sich jedoch noch einige Cuticulae, d.h. die bei der Häutung zurückgelassenen Hüllen der Bärtierchen:


[ Cuticula eines Bärtierchens von der Insel Losinj ]

Cuticula eines Bärtierchens von der Insel Losinj, Kroatien, Länge knapp 150 µm (0,15 mm).
Dunkelfeldaufnahme

Man erkennt immerhin, hier hell erscheinende, Verdickungen an den Zehenenden und die systematisch wichtige Querstreifung des Rückenpanzers, welche, im Gegensatz zu den meisten terrestrischen Bärtierchen durchläuft, d.h. nicht vertikal in zwei Hälften geteilt wird. In der Hellfeldaufnahme (unten) erscheinen die Zehenenden dunkel.


[ Cuticula eines Bärtierchens von der Insel Losinj ]

Cuticula eines Bärtierchens von der Insel Losinj, Kroatien, Hellfeldaufnahme

Bei stärkerer Vergrößerung entpuppen sich die dunklen Endigungen als Krallenverstärkungen. Im folgenden Bild ist der grundsätzliche Aufbau, mit an Papageienschnäbel erinnernden Krallenendigungen, besser erkennbar.


[ Cuticula eines Bärtierchens von der Insel Losinj ]

Cuticula eines Bärtierchens von der Insel Losinj, Kroatien, Detail

Da sich leider momentan reichlich andere Arbeiten auf unseren Schreibtischen türmen, müssen wir die nun fällige taxonomische Diskussion und zumindest grobe Bestimmung auf das nächste Mal verschieben und bitten um Nachsicht.


Literatur

Tom M. Boesgaard und Reinhardt M. Kristensen: Tardigrades from Australian Marine Caves. With a redescription of Actinarctus neretinus (Arthrotardigrada).
Zoologischer Anzeiger 240 (2001) S. 253-254.


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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach