Das Bärtierchen-Journal zielt auf Kleines, ja sogar sehr Kleines.
Deshalb haben wir uns vorgenommen, das mutmaßlich kleinste Gliedertier
der Welt - Ihr werdet es natürlich schon wissen, das Bärtierchen - auch einmal mit dem
kleinsten Mikroskop der Welt zu betrachten.
Hierzu wäre zunächst einmal zu klären: Welches ist überhaupt
das weltweit kleinste Mikroskop? Eine schnelle Google-Recherche fördert
unglaublich viele, offensichtlich falsch deklarierte "world's smallest microscopes" zu Tage.
Viele stammen - leider - aus den Shops von renommierten staatlichen Museen,
die in ihren etwas verschämt angedockten Läden naturgemäß
auch reichlich Ramsch verhökern müssen. Dort vermarktete
Schlüsselanhängermikroskope sind mit Höhen und Breiten von ca. 4 cm
nun zwar klein, aber keineswegs rekordverdächtig klein. Auch handelt es sich hierbei eher
um kuriose Spielzeuge, mit denen man im bereits abklingenden Konsumrausch
vielleicht noch schnell ein paar bunte Druckerpixel betrachtet - bevor sie dann auf
Nimmerwiedersehen in einer Schublade verschwinden. Im kleinformatig monokularen
Szenario und bei vergleichsweise starker Vergrößerung
offenbaren sich die Grenzen der mikroskopischen Auflichtbetrachtung besonders
schnell und besonders schmerzlich. Ein Durchlichtmikroskop kommt insbesondere
mit den uns interessierenden Wasserorganismen sehr viel besser klar.
Abb. 1: Das weltkleinste Durchlichtmikroskop
(mit integriertem, hier im Bild nicht sichtbarem innerem Objekttisch)
vor einer mutmaßlich noch etwas ernster zu nehmenden, völlig andersartigen Sehhilfe.
Große Lupe: Gesamtlänge 30 cm, Kopfdurchmesser 14,5 cm, Linsendurchmesser 9,5 cm;
Glas archaisch, leicht grünlich, mit winzigen Lufteinschluss-Bläschen.
Vergrößerung 1,5fach. Ideal für Handarbeiten und als Lesehilfe.
Leider wissen wir über diese große Lupe rein gar nichts Konkretes.
Augenscheinlich besteht sie aus einem Tropenholz, blickt auf eine lange Nutzung
und mehrere liebevolle Reparaturen zurück. Für Hinweise auf den
genauen kulturellen Kontext dieses Riesenexemplars wären wir dankbar.
Und in Relation zum klassischen Kosmos "Taschen-Mikroskop"?
Abb. 2: Das KOSMOS Taschen-Mikroskop,
Typ "Algensucher" (links) neben dem weltkleinsten Durchlichtmikroskop (rechts). Tja, und wie
ist das jetzt genau mit dem Durchlicht beim kleineren Gerät und an welcher
Stelle kommen die Objektträger in den Lichtweg? An diesem Punkt der Betrachtung
liegt vermutlich die Ursache, dass die meisten dieser megastolzen, weltkleinsten
Mikroskope einfach für mickrige Okulare gehalten und deshalb bei Aufräumarbeiten
entsorgt worden sein dürften ...
Schauen wir einfach zunächst von außen ein wenig genauer hin:
Abb. 3: Das weltkleinste Durchlichtmikroskop.
Höhe 27,1 mm, maximaler Durchmesser 20 mm, Durchmesser auf der Standfläche ca. 16 mm
(entspricht, wie bereits erwähnt, ziemlich genau dem einer 1 Cent Münze).
Gewicht 19,8 g.
Und wo ist nun das Okular?
Abb. 4: Die Okularlinse des weltkleinsten
Durchlichtmikroskopes. Freie Öffnung 0,72 mm. Als Durchstieg für einen Ameisenlöwen wäre das
nicht akzeptabel - und ein Mensch soll beim Blick durch diese Winzluke etwas sehen können?
Okay. Kann man durch eine 0,72 mm Linse denn überhaupt irgend etwas erkennen?
Und was ist mit den technischen Innereien? Wo genau kommt das Präparat hin? Wie wird fokussiert? Welche optischen Eigenschaften
hat die Linse? Wie ist die Vergrößerung? Wie alt ist das hier gezeigte Gerät? Wie steht es um Bildqualität
und praktische Nutzbarkeit? usw. usf. Fragen über Fragen.