Beide in Abb. 5 gezeigten Lupen sind nicht korrekt beschriftet.
Der Käufer erhält jedoch durchaus solides, funktionsfähiges Glas und Metall
für sein Geld:
Die Linsen der silberfarbenen "30x17" Lupe sind offensichtlich vergütet.
Inliegend befindet sich keinesfalls, wie der chronisch misstrauische Westler
argwöhnen könnte, eine simple Zylinderlinse, sondern ein ernsthaftes Dreilinsen-System.
Es besteht aus einem verkitteten Dublett, einem Abstandshalterring und
einer weiteren, bikonvexen Linse - repräsentiert somit das vielfach versprochene
und keineswegs immer gelieferte, stolze Triplett. Tatsächlich zeigt sich dann
beim Durchschauen auch ein absolut klares, farbreines Bild, wenn auch mit deutlich reduzierter
Randschärfe - die jedoch bei dreidimensionalen biologischen Beobachtungen
erfahrungsgemäß nicht ins Gewicht fällt.
Der Arbeitsabstand (Objekt - objektseitiger Lupenfassungsrand) beträgt ca. 5 mm.
Die Vergrößerungswirkung beim Normbetrachtungsabstand von 25 cm
liegt bei rund 20x, ist deshalb mit "30x" etwas zu vollmundig spezifiziert.
Visuell aufgelöst wird die 10 Mikrometer-Teilung eines Objektmikrometers - was in etwa
der Abbildungsleistung einer guten 20x-Lupe entspricht. Wie bereits im letzten Journal
beim Octoscop geschildert, behindert auch hier eine breitrandig zylindrische Fassung
den optimalen seitlichen Lichteintritt. Die "30x17" Lupe liegt jedoch gut in der Hand,
fühlt sich angenehm an und ist optisch den in Abb. 4 gezeigten Instrumenten haushoch überlegen.
Das"Mande in Germany" entbehrt nicht einer gewissen Ironie, knüpft immerhin an eine lange
Tradition der Wertschätzung beim internationalen und deutschen Käufer an.
Die "30x36" Lupe verfügt de facto nur über eine
etwa 10fache Vergrößerung, schummelt insofern, was die Beschriftung angeht,
deutlich frecher. Das eigentliche Rätsel und Orakel all dieser Lupen scheint
uns jedoch in der Zweikomponenten-Charakteristik der Beschriftungen zu liegen:
Während traditionelle Lupen meist nur eine Zahl nennen und damit eben lediglich die
Vergrößerung spezifizieren, findet sich auf den fernöstlichen Produkten
meist noch eine zweite Zahl, die man - analog zum 8x30 Feldstecher - wohl in der Regel
als eine Art Öffnung oder nutzbaren Linsendurchmesser lesen muss.
Andererseits könnte ein cleverer Verkäufer im Falle der 30x36-Lupe argumentieren,
die beiden Zahlen signalisierten ganz einfach die Außenmaße
einer ganz normalen 10fach Lupe, weil angesichts der voluminösen
Bauform nur ein zahlengeiler Naivling noch ernsthaft an eine 30fache Vergrößerung
glauben könnte!
Egal, die zwei enthaltenen Bikonvex-Linsen ergeben jedenfalls ein schön klares,
wenn auch nicht farbreines Bild und man hält etwas Grundsolides, Metallisch-Gläsernes in der Hand.
Der Arbeitsabstand (Objekt - objektseitiger Lupenfassungrand) beträgt ca. 2 cm,
was mit den typischen Charakteristika einer 10fach Lupe übereinstimmt.
Aber, und falls es nicht ohnehin klar sein sollte: Eine 10 Mikrometer-Teilung
lässt sich bei 10facher Lupenvergößerung nicht mehr auflösen. Schuld daran
ist nicht die Lupe, sondern das begrenzte Auflösungsvermögen des
menschlichen Auges - die Vergrößerung ist schlichtweg zu gering.
|