Die Filmaufnahme ist gut geeignet, um die Grenzen der Miniaturisierung
zu diskutieren. Natürlich erscheint es uns als großer Fortschritt, wenn wir dank der
hohen Empfindlichkeit der Videokamera so ein Bärtierchen bei moderatem
Kaltlicht überhaupt unterwegs filmen und dann unbeschädigt wieder in sein größeres
Aquarium oder sogar ins Meer zurücksetzen können.
Im gleichen Atemzug muß allerdings ehrlicherweise vermerkt werden, daß
die Kleinheit der Ausrüstung bei dieser Aufgabenstellung zu merklichen Nachteilen führt:
Angesichts der Agilität der Tiere besonders vermißt haben wir ein schwach vergrößerndes
Lupenobjektiv (zum Beispiel mit 3-facher Vergrößerung). Die Bärtierchen
klettern ja schnell von einem Sandkorn zum nächsten,
hierbei wechselt natürlich auch die Schärfe. Wenn man sie einmal während
des Filmens aus dem Blickfeld verloren hat, sind sie mit dem 10er Objektiv des TWX-1 nicht
immer gleich wieder zu finden.
Gefehlt hat uns weiterhin die, vom großem Mikroskop gewohnte, ruhige Präzision
eines Kreuztisches oder auch nur eines einfachen x-y-Objektführers.
Während des Filmens müssen wir ja gleichzeitig die x-y-Position
und die Schärfe nachregeln. Unter diesen Umständen erscheinen sogar die aktuellen,
in der Presse kolportierten Griffprobleme des Iphone 4 (suchen Sie
mal im Internet nach "Grip of death") vergleichsweise harmlos.
Nach einigem Üben stellten wir immerhin fest, daß sich der TWX-1 Objekttisch
mit gekrümmtem Daumen und Zeigefinger relativ komfortabel,
auch x-y-synchron in der Ebene verschieben läßt.
Man muß jedoch stets aufpassen, nicht versehentlich
im falschen Moment mit einem Finger am Fokus oder am Objekttisch anzustoßen
und auch Sorge tragen, daß die obenauf befestigte Videokamera nicht den gesamten Aufbau
umreißt. Als letzter Jammerpunkt ist das Fehlen eines 20er Objektives zu konstatieren,
welches eine deutlich bessere Auflösung bei noch moderater Vergrößerung
erlauben würde. Das 45er ist, wie auch von Kursmikroskopen her bekannt,
einfach "zu weit weg" vom 10er.
Alle genannten Probleme sind natürlich nicht dem TWX-1 Mikroskop und seinen
Konstrukteuren anzulasten. Die rote Armee sollte ja nicht nach Bärtierchen forschen.
Statt dessen wollte man damit bei den Soldaten Parasiten und Bakterien diagnostizieren.
Die stärkeren Vergrößerungen des TWX-1 sind natürlich bei
Präparaten von fixierten Bakterien und Parasiten uneingeschränkt nutzbar.
Auch ein wirklich exzellentes Reisemikroskop wie das TWX-1 kann jedoch die Arbeitsruhe
und Variabilität eines großen Labormikroskopes nie erreichen - das müßten
dann auch unsere Gadget-Freunde James Bond und Sherlock Holmes, wenn auch zähneknirschend,
eingestehen. Andererseits haben wir uns bei den Handys ja auch an kleine Bildschirme gewöhnt -
das ist nun mal der Preis der teuren Exklusivität ;-).
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