Kleingärtner, Normalgärtner, Profigärtner
im großen Stil (die Landwirte), sie alle sehen sich regelmäßig
mit dem Problem konfrontiert, eine Population an erntemäßig
unerwünschten Mitessern auszurotten. Und, völlig klar, würde
man diese Mitesser ungehemmt gewähren lassen, wäre der
menschliche Speisetisch weltweit deutlich schlechter gefüllt -
man denke nur an die angeblich bis zu katzengroßen
Ratten in den Getreidespeichern tropischer Länder.
Pragmatikern und Realisten stellt sich in solchen Situationen gar nicht erst die
Frage, ob das Ausrotten berechtigt ist. Aus der Sicht eines Lebensmittel-Produzenten kann es ja
nur eine korrekte Antwort geben: Die weniger Nützlichen (nennen wir sie gleich
beim Namen: die Schädlichen) müssen weg, egal ob mit Baumarktgift,
Bio-Brennesselextrakt, Altbeständen an E605 oder, im Falle des
Kleingärtners, mit einem schnellen Gartenscheren-Körperquerschnitt
durch die Nacktschnecke. So betrachtet kann die Welt ziemlich einfach aussehen
und wenn es nun mal so ist, muß dann auch niemand mehr großartig nachgrübeln.
Sensiblere Naturen wägen bereits bei den Ameisen auf der Terrasse ab, ob unter den
probaten Kampfmitteln Backpulver, Campingbrennerflamme oder kochendem Wasser eine
vielleicht moralisch optimierte Variante vertreten sein könnte. Die ansonsten sehr
beliebten Moraltheoretiker in den bunten Magazinen bleiben außen vor, schließlich
sind sie ja keine Helfershelfer für praktische Gewaltberatung.
Immerhin findet sich in Rainer Erlingers Buch mit dem genialischen Titel
"Moral - wie man richtig gut lebt" auch ein Kapitel Von Biohähnchen,
Vegetariern und Kühlschränken im Wald - über Tiere, Umwelt und Natur.
Die Leserinnen und Leser des Bärtierchen-Journals haben naturgemäß
ein scharfes Auge für das Kleine, was selbstverständlich und logischerweise
auch die megakleinen Probleme einschließt, von denen wir Ihnen hier berichten wollen:
In den Mikroaquarien mit dem Sand und Meerwasser aus Kroatien fanden sich zunächst
immer relativ viele Bärtierchen des Genus Halechiniscus (das Bild oben zeigt einen
Vertreter dieser Gruppe). Diese wurden jedoch schnell von den, einige Monate später
massenhaft auftretenden, Florarctus Individuen (siehe Bild unten) verdrängt.
Deshalb die erste, rein hypothetische Frage an den, hier natürlich nicht
mithörenden Dr. Dr. Erlinger: Hätten wir bereits in dieser Phase, weil
Hausherren der Aquarienwelt, gezielt eingreifen müssen oder dürfen wir
uns alternativ - als selbsternannte Krone der Schöpfung - entspannt zurücklehnen und
die offenkundig brutale Ausbreitung des einen Genus zu Lasten des anderen als
angenehme Unterhaltung geschehen lassen, ja sogar konsumierend mitverfolgen und
multimedial dokumentieren? |