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[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
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Leben im Meeressand (II)

Was sucht unser maritimes Batillipes Bärtierchen zwischen den Sandkörnern? Klar, wie auch bei uns Menschen, kreisen seine Gedanken häufig um die Nahrung.


[ Batillipes mirus zwischen auf Sandkörnern ]

Im Mikroaquarium: Erwachsenes Batillipes Bärtierchen - ausnahmsweise mal nicht auf einem Sandkorn festhaltend, sondern quasi beim Umsteigen von einem Korn zum nächsten.
Körperlänge ca. 0,25 mm.

Um die Situation besser zu verstehen, müssen wir den Sand genauer betrachten. Die meisten Menschen assoziieren mit Sand einfach kugelig geformte Gesteins-körnchen, schön bunt und ganz klar dem Reich der anorganischen, "toten" Welt zuzurechnen.

Viele Touristen sammeln Meeressand als Souvenir von verschiedenen Urlaubs-stränden. Sie haben erkannt, daß Sand nicht gleich Sand ist: Die Farbmixtur der Bestandteile kann unterschiedlich kräftig und unterschiedlich homogen ausgebildet sein, ganz zu schweigen von der Vielfalt der Korngrößen und Sieblinien, das heißt der Mengenanteile der unterschiedlichen Sandkorngrößen.

Schon vor Ort, am Strand, sind allerdings für einen aufmerksamen Betrachter meist bereits mit bloßem Auge andeutungsweise zusätzliche organische Mikrobestandteile im Sand zu erkennen: Winzige, hauchzarte Muschelschalen, Schneckengehäuse, Seeigelstachel, Bruchstücke von Seeigelgehäusen usw.

Erst beim Blick durch das Stereomikroskop wird endgültig deutlich, daß unser unscheinbarer Sand in der Regel weit mehr Komponenten enthält als nur simple Quarzkörnchen. Er ist eine Grabbelkiste der Schöpfung, mit jeder Menge aktivem, beginnendem und vergangenem Mikroleben:


[ Sand von der Kieler Föhrde ]

Sand von der Kieler Föhrde bei moderater Vergrößerung unter dem Stereomikroskop. Muschelbruch, Seeigelstachel, Foraminiferengehäuse ...

Da die Suche nach den maritimen Bärtierchen Stunden dauert, betrachtet der Bärtierchen-Amateur den Sand ganz nebenbei ziemlich genau. Immer wieder fallen hierbei merkwürdige Kreaturen auf. Manche Objekte würde man eher in der Bildenden Kunst vermuten als im gemeinen Sand, so zum Beispiel das unten gezeigte Foraminiferengehäuse, welches wie ein Konstrukt aus plastisch verformten, miteinander verkitteten Amphoren aussieht:


[ Sand von der Kieler Föhrde ]

Foraminiferengehäuse in einem Sand von der französischen Atlantikküste.

Viele potentiell freßbare Gebilde, wie das unten abgebildete Wurm-Ei sind nicht nur per Stil oder Faser an den Sandkörnchen festgekettet, sondern zusätzlich durch eine zäh-elastische Wandung vor Freßzugriffen geschützt.


[ Wurmei im Sand von der Kieler Föhrde ]

Ei eines kleinen Würmchens auf einem Sandkorn von der Kieler Föhrde.

In der Fachliteratur wird manchmal die Vermutung geäußert, daß  Diatomeen   die Hauptnahrungsgrundlage der maritimen Bärtierchen seien. Aus der Sicht eines kleinen Meeresbärtierchens dürften die meisten Meeresdiatomeen hoffnungslose Objekte sein. Ihre glasähnliche Schale ist mit einem Bärtierchenstilett wohl kaum zu knacken:


[ Diatomee im Sand von der Kieler Föhrde ]

Diatomee auf einem Sandkorn von der Kieler Föhrde. Gehäusedurchmesser ca. 0,2 mm.
Der für das Bärtierchen sicherlich attraktive Zellinhalt mit den saftigen grünen Plastiden ist durch eine solide Glaswand gegen die meisten gierige Zugriffe von außen gut geschützt.


[ Diatomee im Sand von der Kieler Föhrde ]

Diatomeen auf einem Sandkorn von der Kieler Föhrde. Gehäuselänge der Naviculae ("Schiffchen") ca. 0,3 mm. Auch hier bestehen wegen des Glasschale nur geringe Chancen, an den Inhalt heranzukommen.

Der mikroskopische Blick ins Umfeld der oben gezeigten Diatomeen enthüllt jedoch, daß auf einem Sandkorn neben den Diatomeen noch vieles andere, kleinere "Gemüse" sprießt, welches für die Bärtierchen aufgrund der Größe und der mutmaßlich schwächeren Wandung besser erreichbar sein dürfte.

Mehr darüber im Januar-Journal.


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© Text und Film von  Martin Mach