Die Fotos sind natürlich insofern bereits wieder Schnee von gestern. Sorry.
Neu sind jedoch die hierbei gewonnenen Einsichten: Vielleicht haben Sie
ja mal eines dieser Videos gesehen, bei denen ein Killerwal sich aus dem Meer an Land wälzt
um eine ahnungslose Robbe zu überfallen? Beim Orca sieht es so aus, als würde
quasi ein Autobus plötzlich aus dem Wasser springen. Das Wasser kommt dabei
nicht mehr so richtig mit, es umgibt den Orca bestenfalls noch in dünner Schicht.
Die terrestrischen Bärtierchen haben im Gegensatz zum Orca, der ja
- als delphinähnliches Wesen - ein Luftatmer ist, deutlich schlechtere Karten.
Sie dürfen, wie vielfältige Beobachtungen gezeigt haben, als waschechte "Wasseratmer"
ihr Milieu überhaupt nicht verlassen, gehen an der Luft sofort zugrunde.
Umso mehr hat es uns erstaunt, dass die beiden Bärtierchen in Abb. 3
sich auf dem Weg von einer Moosinsel zur nächsten befanden, lediglich
linsenartig von einer sehr dünnen Schicht Wasser umgeben. Sie zwängten sich
sozusagen zwischen Wasser und Untergrund hindurch, verdammt mutig.
An diesem Punkt stellt sich dann natürlich auch die Frage, ob die beiden
kühnen Pioniere möglicherweise aus dem Wasser heraus in unsere
Welt sehen können? Ein (angesichts der gemeinsamen Marschrichtung und
des Geschlechterproporzes bei den Echiniscen) höchstwahrscheinlich weibliches Zweierteam?
Schließlich marschierten sie ja in die gleiche Richtung. Oder war es nur
ein Zufall und kein Team? Ob die beiden die zweite Moosinsel sehen
und ínsofern gezielt ansteuern konnten?
Deshalb, verzweifelt themensuchende Schüler und liebe Lehrer mit
chronischem Tardigraden-Themenmangel: Das ist wirklich spannend, besser
als die vielen mörderischen, pseudowissenschaftlichen Tardigraden-Experimente
mit Säuren, Kühlschrank und UV. Schließlich bewegen sich
die Tardigraden hier auf einem schmalen Pfad zwischen einem zuviel an Wasser
(weggeschwemmt) und einem zuwenig an Wasser (erstickt).
Die Beobachtungen sind, wie im Oktoberjournal beschrieben, mit geringem
technischen Aufwand möglich, werden allerdings nur mit Fleiß,
bei den passenden Wetterbedingungen und guter Tardigraden-Habitatkenntnis
erfolgreich sein. Gutes Gelingen!
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