Hoffentlich leuchten in den grauen Zellen der
geschätzten Leserschaft nun einige Fragezeichen auf. Nachdem allerdings
zu diesem frühen Zeitpunkt naturgemäß noch niemand nachhaken kann,
möchten wir einige der zu erwartenden Fragen vorwegnehmen, die da wären:
F: So ein Bärtierchen besteht doch nicht nur aus Carotin! Wieso sieht
man im Raman-Spektrum dann keine Proteine, Fette, Zucker oder sonstige Biochemie?
A: Carotinoide zeigen bei Anregung durch den grünen Laser (nicht mit dem roten!)
eine sogenannte Raman-Resonanz. Sie liefern deshalb besonders starke Signale,
die die restliche Biochemie des Bärtierchens um ein Vielfaches überstrahlen.
Im obigen Spektrum der Gelben Rübe erkennt man bei genauerem Hinsehen im Bereich der hohen Raman-Shift-Werte noch
weitere, kleinere Banden, die teils von anderen Substanzen erzeugt werden.
Das Bärtierchen-Spektrum ist wegen der technischen Schwierigkeiten allerdings stark verrauscht,
so dass dort nur noch das Carotin zu erkennen ist.
F: Ramen kenne ich gut, das ist ein indisches Nudelgericht, oder japanisch, egal.
Wie genau ist nun der Zusammenhang mit der Analytik zu verstehen?
A: Die Grundlagen der Raman-Spektrometrie werden wir in einem späteren Journal kennenlernen.
Hier sei lediglich vorab erklärt, dass bei diesem Verfahren ein scharf gebündelter
Laserstrahl mit einer einzigen Wellenlänge (z.B. grünes Licht mit einer Wellenlänge
von 532 nm) auf das jeweilige Untersuchungsobjekt gerichtet wird. Mehr als 99,9% der
Laserstrahlung bleiben hierbei unverändert. Ein verschwindend geringer Rest "sieht" jedoch
die Chemie des Untersuchungsobjekts und kehrt mit veränderter Wellenlänge zurück
(Wellenlängenverschiebung, Raman Shift). Das hierbei entstehende Satellitenmuster
aus winzigen Streusignalen ist substanzspezifisch und deshalb analytisch nutzbar,
während das extrem starke Laser-Anregungssignal (mit Raman Shift = 0) ausgefiltert werden muß.
F: Das ist ja alles Schwindel, genau wie Eure freche Erfindung der Bärtierchen!
Wie soll man denn auch in einen mit Glas verschlossenen Objektträger hinein analysieren
können?
A: Es funktioniert so wie bei den transparenten Waschbeuteln in der Flugsicherheitskontrolle.
Auch dort fokussiert man auf die interessierende Substanz. Das Laserlicht passiert problemlos
Plastikhüllen oder Glaswandungen, trifft dann das Objekt und erzeugt dort ganz brav die
substanzspezifischen Raman-Signale.
F: Hi, schickt mir doch mal schnell einen Bauplan auf Papier.
Es eilt, weil ich übermorgen in Urlaub fahre und vorher noch ein paar Spektren
aufnehmen möchte.
A: Bitte ein wenig Geduld - Laserschutzbrille besorgen - und auf weitere
Bärtierchen-Journale mit technischen Erläuterungen warten.
F: Ich bin bekennender Bärtierchenfreak, habe von meiner
Großmutter knapp € 58.000 geerbt und möchte mir nun
im Hinblick auf die Bärtierchen-Spektrometrie ein geeignetes Raman-Spektrometer
kaufen. Basteln liegt mir aber nicht besonders. Könnt Ihr mir vielleicht ein Neugerät
empfehlen?
A: Das wird knapp. Kommerzielle Raman-Spektrometer-Mikroskope liegen typischerweise
in Preisregionen über € 100.000. Wir hätten da allerdings eine Idee -
ein vergleichsweise günstiges DIY-Gerät, Sie müßten sich
jedoch schnell entscheiden, bevor es weg ist.
F: Was haben die Komponenten für Euer DIY-Spektrometer denn so gekostet?
A: Ohne Mikroskop ca. € 500. Allerdings sind die Kosten für den Laptop
noch nicht dabei. Wir verfügen hier glücklicherweise über einen blitzschnellen Dell D600,
Baujahr 2004, mit "Pentium Inside"-Aufkleber, auf dem Windows® XP
anstandslos läuft - ganz im Sinne des XP-Markteinführungsmottos in
Deutschland: "Das digitale Zeitalter erleben".
Angesichts des ungemein edelgrauen Profi-Laptops mit seinen flippigen Logo-Aufklebern
könnte man fast denken, wir wären jetzt womöglich schon
mitten drin, in diesem digitalen Zeitalter!
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