Lupen für Fortgeschrittene (XVI) |
Abb. 1: EschenbachTM 8x Lupe mit - durchaus respektablen - Kunststofflinsen. |
Die grundsätzliche Vorgehensweise zur alternativen NIR (Nah-Infrarot)-Spektroskopie sei hier, am Beispiel einer anderen Lupe, bildlich illustriert: |
Abb. 2: Ein SCiOTM NIR-Spektrometer (links) bei der Materialanalyse. Dieses gerade mal streichholzschachtelgroße Gerät wiegt nur knapp 35 g, blitzt sein "Opfer" einfach kurz mit Infrarotlicht an (durch das kreisrunde, gelbe Fenster). Hinter dem roten Detektorfenster baut eine Sensormatrix dann sofort das zugehörige NIR-Spektrum des Untersuchungsmaterials auf und leitet dieses per Bluetooth an ein Smartphone weiter. |
Auf diese Weise lassen sich übrigens nicht nur Kunstststoffe identifizieren, nein, das Instrument ist obendrein in der Lage, unterschiedliche Schmerztabletten zu erkennen, den Kakaogehalt von Schokoladen, das Material von TupperwareTM-Behältern, oder den Reifegrad von Erdbeeren zu bestimmen und sogar den "Gilbgrund" bei Autoscheinwerfern zu erforschen - einfach unglaublich! Im Falle der Eschenbach-Lupenlinsen erhalten wir ein eindeutiges Ergebnis: |
Abb. 3: NIR-Spektrum der Eschenbach-Kunststofflinsen (rot) und Referenzspektrum von Acrylglas (grün). |
Im Vergleich mit dem NIR-Spektrum eines typischen Glases wird ein markanter Unterschied erkennbar: |
Abb. 4: Hier wurde zusätzlich das NIR-Spektrum eines Glases eingeblendet (blau). Die Unterscheidung zwischen normalem Glas und Acrylglas ist auf diese Weise einfach, schnell und eindeutig möglich. |
Folgende Vergleichsspektren von gängigen Kunststoffen belegen, dass sich diese in der Regel NIR-spektroskopisch markant unterscheiden, so dass kunststoffklassentypische, spektrale Portraits entstehen: |
Abb. 5: Übersichtsbild mit beispielhaften NIR-Spektren einiger klassischer Kunststoffe, die sich deutlich unterscheiden. CA: Celluloseacetat, CN: Cellulosenitrat, PC: Polycarbonat, PMMA: Polymethylmethacrylat, PS: Polystyrol. |
Ohne hier extrem ins Detail gehen zu wollen sei angemerkt, dass
das SCiO-Spektrometer mit lediglich 12, über einen Wellenlängenbereich von
ca. 800 nm bis ca. 1050 nm verteilten Sensoren misst.
Die Spektren sind deshalb eine Art Overlay aus verhältnismäßig
wenigen Messpunkten und somit gerätespezifisch, ihr Aussehen nur beschränkt
mit anderweitig gewonnenen NIR-Ergebnissen vergleichbar. |
Abb. 6: Eine geradezu unglaublich schlechte Dreifach-Lupe, beschriftet mit "5x 10x 15x". Die wobbelige Linsenoberfläche sowie lehrbuchreiche Kunststoffverarbeitungsartefakte sind bereits in unserer Erstbeschreibung dokumentiert. |
Abb. 7: Das NIR-Spektrum einer Linse der in Abb. 6 gezeigten Lupe signalisiert das Vorliegen von Polystyrol. Die rote Kurve zeigt das Spektrum einer Lupenlinse, die grüne ein Vergleichsspektrum von Polystyrol ("PS reference"). |
Dieses Ergebnis passt zu unserer Einschätzung, dass Kunststofflinsen aus Polystyrol die dritte Wahl (nach Glas und Acrylglas) repräsentieren und deshalb typischerweise im reinrassigen Spielzeugsektor anzutreffen sind. Sogar die allereinfachste Glaszylinder-Lupenlinse aus dem internationalen Ebay ist derartigen Produkten noch haushoch überlegen! |
Weiterführende Literatur und Beschreibung der hier eingesetzten Hilfsmittel
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© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |