Im Januar-Journal konnten wir anhand der Fotoserie beobachten, wie ein Bärtierchen bei Wasserzutritt in Minutenschnelle vom scheinbar völlig unbelebten Trockenzustand zu quicklebendiger Aktivität zurückfindet. Angesichts des äußerst geringen Wassergehaltes der Trockenformen (ca. 2%) bezweifelt heute niemand mehr, daß der Stoffwechsel in den Tönnchen völlig zum Erliegen kommt: Enzymatisch gesteuerte, chemische Reaktionen sind bei derart extremer Trockenheit nicht mehr möglich. |
Rotes Echiniscus-Bärtierchen
in Trockenform. |
Die Definitionslücke
Kommen diese Vorgänge zum Stillstand, dann hört auch die Amöbe auf zu leben; der Stoffwechsel ist daher ein Kennzeichen des Lebens. |
Molekülmodell des Disaccharids Trehalose; schematisch, in Anlehnung
an die Haworth-Projektion. Die exakte räumliche Struktur ist ein wenig
unübersichtlicher. Trehalose wird auch als natürlicher
Bestandteil der Moose genannt (Römpps Chemie-Lexikon).
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Molekülmodell von Glycerin. Glycerin ist eine wasserklare, schwerflüchtige Verbindung, welche mit Wasser beliebig mischbar ist. Die kleinen Pünktchen deuten die Elektronenwolken an, so daß man sich eine bessere Vorstellung vom Raumbedarf des Moleküls machen kann. Glycerin bewirkt unter Umständen auch eine Elastifizierung des durch die Austrocknung versprödenden Gewebes. |
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Molekülmodell von Glykogen (schematisch). Jeder Ring gehört zu einem Glukose(=Traubenzucker)-Molekül, welche miteinander verknüpft den großen Molekülverbund des Glykogens bilden. In Wirklichkeit besteht das Glykogen aus viel mehr Glukosebausteinen. Man kann sich gut vorstellen, wie in Notzeiten ähnlich wie beim rippenweisen Verzehr einer Tafel Schokolade nach und nach energiespendender Traubenzucker abgebaut und verbraucht wird. |
Wie die moderne Forschung gezeigt hat, folgt nun eine Reihe
ganz besonderer chemischer Tricks und Kniffe, die hier kurz erklärt werden
sollen, wenn auch vielleicht das ein oder andere Detail nach Meinung der Experten
noch nicht ganz gesichert ist: |
Nach dem diesmal vielleicht ein wenig trockenen Stoff wird das März-Journal wieder bunter: Wenn Sie Zeit und Interesse haben, können Sie hier in der nächsten Ausgabe des Journal eines der frühesten Bärtierchen-Farbporträts ganz umsonst bestaunen. Bleiben Sie dran! LiteraturverweiseJohn H. Crowe: The physiology of cryptobiosis in tardigrades. Memorie dell' Istituto
Italiano di Idrobiologia 1975, S. 37-59 (Anm. d. Verfassers: Wer Zeit hat, sollte diesen
wunderschön klar geschriebenen Artikel unbedingt im Original lesen).
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