In der letzten Ausgabe des Journals hatten wir die Bärtierchenart Macrobiotus areolatus primär anhand der recht charakteristischen Eiform identifiziert. Im Kapitel über die Zoologische Systematik der Bärtierchen wurde deutlich, daß die sichere Artbestimmung eines beliebigen, lebendigen Wasserbärs in den meisten Fällen für den Amateur schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist, so daß ein wenig Bescheidenheit anzuraten ist. |
Wie versprochen werden wir in diesem Monat ein offenkundig anderes, vergleichsweise kleines, aber hochinteressantes Bärtierchen-Ei zuordnen: |
Bärtierchen-Ei, Ø ca. 40 µm. |
Dieses Ei stammt von einem Bärtierchen einer anderen Gattung,
einem sogenannten Echiniscen. Viel mehr Information gibt das Ei nicht her. |
Echiniscus-Bärtierchen,
lebendig, Mischlicht. |
Vor der Erfindung der Mikrofotografie gab es nur den Zeichenstift, welcher zwar die Konsistenz des Körpers nicht so schön abbilden kann, jedoch die vielen Details der unterschiedlichen Schärfeebenen besser wiedergibt. Knapp 40 Jahre nach der Erstbeschreibung eines Echiniscus-Bärtierchens durch den Hofrat Schultze sah die Lehrbuchdarstellung so aus: |
"Echiniscus creplini". |
Die Panzerung ist in der obigen Zeichnung zwar angedeutet, ihre Funktion als flexibles System, ähnlich einer Ritterrüstung, jedoch nicht darstellbar. Im modernen Mäusekino ist diese Eigenschaft besser darstellbar:
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Video-Clip: Flexibler Rückenpanzer eines Echiniscus-Bärtierchens
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Viele Details der Panzerung sind nur mit viel Geduld am lebenden Tier, oder, nach massivem Einsatz von Chemikalien, am toten Tier, erkennbar. Wer sich Zeit nimmt, wird allerdings auch ohne Morden zum Ziel kommen. Besonders frisch abgeworfene, noch gut erhaltene Schalen sind schön durchsichtig und zeigen die typischen Eigenschaften der Panzerung. Hier kommt man allerdings mit einem Spielzeugmikroskop nicht mehr weit. Die Strukturmerkmale der Panzerplatten werden erst mit Hilfe eines guten Kursmikroskopes sichtbar. Die folgenden Abbildungen zeigen, was wir mit einem Lichtmikroskop sehen können: |
Detail vom Rücken eines Echiniscen- Bärtierchens: Panzerplatte mit Dorn |
Detail vom Rücken eines Echiniscen- Bärtierchens: Panzerplatte mit Faden (Haar) |
Echiniscen-Panzerplatten (Bärtierchenrücken). |
Und nun, wie versprochen, noch das wichtigste Bestimmungskriterium und Ergebnis zur Zuordnung des roten Eies ganz oben. Die Abb. 1, unten links, zeigt den Rückenpanzer der Eltern im lichtmikroskopischen Bild. Abb. 2 bildet denselben Rücken, schematisch als Zeichnung, nach Betrachtung aller Schärfeebenen ab: |
Abb. 1: Echiniscen-Rücken |
Abb. 2: Echiniscen-Rücken, Nomenklatur |
Erklärungen: Die römischen Ziffern in Abb. 2, links, beziehen sich
auf die Rumpfplatten I bis IV. |
Bei MARCUS (s. Lit.) werden die entsprechenden Echiniscen-Arten nach Art und Position der Fäden und Dornen, abgestuft nach zunehmender Haarigkeit, wie folgt zugeordnet (im Original bei MARCUS Zeichnungen, hier als Tabelle umgesetzt): |
Echiniscus blumi-Reihe (nach Marcus) | |||||||
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Merkmal: | Fäden bei B | Fäden bei C | Dornen bei C | Fäden bei D | Dornen bei D | ||
E. canadensis | - | 2 x 1 | - | - | 2 x 1 | ||
E. bisetosus | - | 2 x 1 | 2 x 1 | - | 2 x 1 | ||
E. mediantus | - | 2 x 2 | - | - | 2 x 1 | ||
E. trisetosus | - | 2 x 2 | - | 2 x 1 | 2 x 1 | ||
E. blumi | 2 x 1 | 2 x 2 | - | 2 x 1 | 2 x 1 |
Alle Bärtierchen der Echiniscus blumi-Reihe haben außerdem
zwei laterale Fäden in Position A. |
Literatur
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© Text und Mikrofotos von Martin Mach |