Und das Resümee?
Man mag über den heutigen, praktischen Nutzwert eines derartigen
Geräts geteilter Meinung sein, ja sogar spotten - und dies völlig zu Recht. Zweifellos ist es allerdings
den im Internet angebotenen, kugelschreiberförmigen "2in1" Telemikroskopen
qualitativ haushoch überlegen.
Etwas ernüchtern mag hingegen auf den ersten Blick die Einsicht,
dass die für ca. 5 US$ ebenfalls im Internet verkloppten, streichholzschachtelförmigen
LED-Taschenmikroskope aus Plastik über eine grundsätzlich vergleichbare Mikroskop-Vergrößerung
verfügen. Einen immensen Vorteil gegenüber letzteren kann unser Gadget jedoch für sich verbuchen:
Sein freier Arbeitsabstand misst volle 6 cm! Es ist deshalb notfalls als Taschen-Präpariermikroskop
nutzbar, auch zur schnellen Betrachtung von Bärtierchen in einer Petrischale -
und dies ganz ohne nasse Nasenspitze. Die kleinen LED-Mikroskope aus dem Internet hingegen eignen
sich wegen ihres viel geringeren Arbeitsabstandes primär für den spielerischen Demo-Nachweis ihres
eigenen, umgemein vergrößernden Wesens - zum Beispiel für die Betrachtung von
Druckrastern, LED-Panels oder flachen mikroskopischen Dauerpräparaten.
Auch bei der Lichtstärke dürfte unser Oldie den modernen Plastikdingsdas
überlegen sein - ganz einfach weil seine Objektivlinse eine durchaus respektable freie Öffnung
von ca. 12 mm aufweist.
Die gestrengen, typischerweise älteren Herrschaften in gewissen Optikforen würden
die ca. 3fache Fernglasvergrößerung bestimmt als indiskutabel belächeln.
Ein Fernglas muss dort unbedingt hochwertig, wasserdicht, farbrein abbildend und dementsprechend
prestigeträchtig sein, quasi die Lebensleistung und Erkenntnisweisheit seines Besitzers
symbolisieren. Und das ist ja auch völlig in Ordnung. Schließlich haben alle Menschen das Bedürfnis,
sich irgendwie von der dumpfen Masse abzuheben.
Außer acht gelassen wird hierbei jedoch meist die philosophische
Komponente des Betrachtens: Genau wie der Regisseur mit seinem "Frameviewer"
sieht auch der Nutzer unseres Gadgets die Welt in einer seltsam verengten, fokussierenden,
verdichtenden Perspektive. Nüchtern betrachtet kommt ja beispielsweise der Feinzeichung oder
exakten Farbigkeit eines Vogelgefieders leider keine außergewöhnliche Wichtigkeit zu.
Sehr viel interessanter erscheint das hierbei zum Tragen kommende, merkwürdige Zusammenspiel von
Homo sapiens-Erdenwurm-Betrachter-Ego und Motivausschnittswahl im -
möglicherweise - unendlich weiten Universum. Ein weiterer, wunderbarer
"Beweis" des eigenen Bewusstseins, welches schon für sich alleine
genommen merkwürdig genug ist, durch die technikgestützte Perspektiv-Erweiterung
jedoch noch genussvoller intensiviert wird!
Last but not least: Hier hat sich der unstillbare Gadgetwunsch des männlichen Homo sapiens
nach einem universellen Kleingerät materiell greifbar erhalten - und dies wohlgemerkt aus einer Zeit,
in der noch nicht einmal die Idee eines James Bond geboren war!
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