Das einfachere und leichtere "CN-fl" prunkt jedoch, neben seiner Portabilität mit weiteren Vorteilen:
Dank Spiegel und externer Lampe bleibt der Operator in der Lichtgestaltung flexibel,
kann neben sehr variabler Helligkeit beispielsweise auch einfaches Dunkelfeld und
schräge Beleuchtung einstellen.
Bei lediglich drei Objektiven und flachem Objekttisch ohne vorstehende Schräubchen
lässt sich zudem bei Bedarf auch mal eine Petrischale ohne Kollisionsgefahr
unter den Objektiven hin- und herschieben. Viele der üppiger ausgestatteten Bino- und Trinotuben
wirken obendrein als kräftige Lichtschlucker - während der minimalistische
Monotubus sich in dieser Hinsicht als sehr viel genügsamer erweist, wodurch die
Jansjö-Lichtquanten ihre volle Wirkung entfalten können.
Dank der Tubus-Ringschwalbe könnte man übrigens alternativ auch durch
einen Binotubus beobachten,
und dann, falls das jeweilige Objekt fotowürdig zu werden droht, in Sekundenschnelle
einen fertig montierten, separaten Mono-Fototubus aufsetzen. Das letzte Abwarten
bis zur optimalen Fotografie kann dann im Live Modus der Kamera erfolgen oder
- für die ganz Faulen unter uns - dem brav mitzeichnenden Videomodus
überlassen werden. Dank der, in jeder beliebigen Position knochenhart zupackenden
IHAGEE-Backenschraube wackelt übrigens - trotz der im Anwendungsbeispiel
auf Abb. 4 gezeigten, unter 45° weit auskragenden Kamera - rein gar nichts.
Wo soviel nobler Glanz auftritt, wie hier beim Hertel&Reuss "CN-fl"-Mikroskop,
ist leider auch mit etwas Schatten zu rechnen. Dieser manifestiert sich
regelmäßig im tiefsten Inneren der Geräte: Dort befindet sich
eine, anscheinend in den 1970er oder 1980er Jahren auf kostensparenden Kunststoff
umgestellte Fokusspirale. Im gesunden Zustand werkelt diese willig, reicht
kleinste Feinfokusjustagen vogelfedersanft an die panzerstabile, kugelkäfigkontrollierte
Objekttischverstellung weiter. Irgendwann, nach Jahrzehnten, wenn man der Herstellerfirma beim
besten Willen keine Schuld mehr zuschreiben kann, passiert dann leider manchmal
Grässliches: Das Fett in den Kugellagerkäfigen verfestigt sich, arbeitet nun gegen die
feinfühlige Fokusspirale. Es folgt unweigerlich der Moment, in dem
die Vorteile einer altbackenen Metall-Fokusspirale gegenüber der ungemein modernen
Kunststoff-Fokusspirale deutlich werden. Ein einziges Bild sagt auch hier
mehr als tausend Worte:
|