Das Bärtierchen-Journal
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In eigener Sache

"Bescheidenheit ist eine Zier ...". Mit stolz geschwellter Brust berichten wir, dass die Bildredaktion der gleichmaßen edlen, inhaltlich anspruchsvollen und sensiblen Zeitschrift  mare  nun doch endlich bei uns ein Bild angefordert hat.
Nicht zuletzt bestätigte die mare-Journalistin Ute Schmidt alle unsere Vorurteile mit Bravour: Sie verfaßte einen völlig eigenständigen Bärtierchenartikel, der eben nicht, wie andernorts, zum Beispiel beim Fernsehen, auf der Basis hastig zusammengeraffter Quellen lieblos zusammengeschustert wurde.
Den Artikel finden Sie in mare, Heft 67, Ausgabe April/Mai 2008. Auch ganz ohne Bärtierchen ist mare übrigens sehr lesenswert. Und, wohlgemerkt, diese Einschätzung ist ein Null-Euro-Kompliment von uns an mare !


[ inhalt mare# 76 April/Mai 2008 ]

Inhaltsverzeichnis von mare #67. Den schönen Artikel samt unserem großen Bärtierchenbild können wir hier aus Copyright-Reviergründen leider nicht abdrucken.




"Size matters!" - auf dem Weg zum Locus typicus von Batillipes mirus

Klein, kleiner, maritime Bärtierchen - eine wirklich anspruchsvolle Aufgabe, beim Finden, beim Fotografieren und Filmen. Als kleine Hilfestellung für Mutige kommen hier noch ein paar Bildinformationen. Es handelt sich um animierte Bilddateien (animierte GIFs) vom Stereomikroskop, die Ihnen die Mikroskop-Arbeitsatmosphäre bei der Sandkorninspektion näher bringen sollen. Bei einem Sandkorn besteht immerhin eine 50% Wahrscheinlichkeit, daß so ein kleines Bärtierchen obenauf und nicht versteckt darunter sitzt. Als kleinen Trost für Pessimisten zeigen wir folgende Zweibild-Sequenz, welche die Bewegungen eines Batillipes Bärtierchens unter einem Sandkorn darstellt. Schauen Sie genau hin:

[ Batillipes unter Sandkorn ]

Batillipes  Bärtierchen unter einem Sandkorn von 1 mm Durchmesser. Wäre der Magen-Darm-Trakt nicht mit Meeresalgenmüsli gefüllt, würden wir das ansonsten völlig transparente Tier überhaupt nicht sehen.


Bedenken Sie auch, daß Batillipes, wenn Sie die Petrischale unter dem Stereomikroskop bewegen, eine Strömung registriert, in der Bewegung innehält und mit seinen 48 Saugnäpfen am Sandkorn festmacht. Erst nach kurzem Warten beginnen neue Aktivitäten. Sie offenbaren die vergleichsweise gewaltigen Kräfte unserer Ultra-Zwerge. Das im folgenden abgebildete, Batillipes-typische Rütteln an dem Sandkorn würde - auf menschliche Verhältnisse übertragen, dem Rütteln an einem kugeligen Monolithen von 10 m(!) Durchmesser entsprechen.

[ Batillipes unter Sandkorn ]

Ein Batillipes  Bärtierchen rüttelt an einem 1 mm Sandkorn. Vierbildsequenz. Ganz kurz ist der Täter seitlich, im Bild oben, auf dem Sandkorn zu sehen (Position 12 Uhr).


Wie können wir angesichts der beschränkten Sicht und der niedrigen Auflösung überhaupt sicher sein, ein Bärtierchen vor uns zu haben? Ein sehr sicherer Hinweis sind die weit ausgreifenden, tastenden Schwenkbewegungen des Kopfes, mit denen das blinde Bärtierchen seinen Weg erkundet:

[ Batillipes auf Sandkorn ]

Ein Batillipes  Bärtierchen. Der Kopf schaut im Bild nach unten. Charakteristische Kopfbewegung. Die sehr kurzen Hinterbeine sind andeutungsweise zu sehen. Zweibildsequenz.


Wenn wir noch ein wenig stärker nachvergrößern, stoßen wir schnell an die Auflösungsgrenzen des Stereomikroskops. Der unten eingeblendete Maßstab zeigt, daß dieses (erwachsene) Bärtierchen etwa 175 µm mißt. Neidvoll vergleichen wir mit der literaturüblichen Größenangabe für die Art Batillipes mirus "bis zu 720 µm".

[ Batillipes auf Sandkorn ]

Ein erwachsenes Batillipes sp.  Bärtierchen mit ca. 175 µm Körperlänge.
Der große Vergleichsmaßstab links veranschaulicht die, der Fachliteratur entnommene, maximale Länge der Batillipes-Art Batillipes mirus : Bis über 700 Mikrometer, Maximalwert 720 Mikrometer.


Wir wollen die Anatomie der maritimen Bärtierchen genauer untersuchen. Aus naheliegenden Gründen hätten wir dafür gerne möglichst große Bärtierchen. In dieser Situation hilft nur eines: Auf zur Kieler Föhrde!

Wieso?

Die Kieler Föhrde, gilt als sogenannter Locus typicus von Batillipes mirus, d. h. als sein literaturbekannter, klassischer (Erst-)Fundort. Und bis nach Kiel werden wir es ja gerade noch schaffen, oder?
In der nächsten Ausgabe des Bärtierchen-Journals berichten wir über unsere Expeditionsvorbereitung, -ausrüstung und über unsere streng wissenschaftlich GPS-dokumentierten Suchorte. Nicht zuletzt beschreiben wir das alles entscheidende, in der Anschaffung vergleichsweise teure Expeditionsfahrzeug: einen Linienbus der Kieler Stadtwerke, den wir zeitweise für unsere Expedition in Anspruch nehmen mußten.

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© Text und Fotos von  Martin Mach