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[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]

Bärtierchen (Tardigraden, d.h. "Langsam-Geher") sind äußerst sonderbare, mikroskopisch kleine Lebewesen. Wir finden sie praktisch überall: in den Ozeanen, unter massiven Eisschichten, hoch oben im Himalaya, in heißen Quellen, auf Wiesen, in Wäldern und sehr wahrscheinlich auch direkt vor Ihrer Haustür! Schon ein kleines Tröpfchen Wasser reicht den Winzlingen als Lebensraum.

Unter dem Mikroskop offenbaren sich die merkwürdigen, weitgehend unbekannten Wesen als Wunder der Miniaturisierung:

[Bärtierchen-Mikrofoto]

Bärtierchen - ein erster Eindruck (wirkliche Größe ca. 0,3 mm)

Bei Wassermangel verwandeln sich die Tardigraden in eine extrem widerstandsfähige Trockenform ("Tönnchen"), aus der sie auch nach vielen Jahren binnen Minutenfrist zu aktivem Leben zurückkehren können: Nicht umsonst wurde der bekanntesten Bärtierchenart der Name Macrobiotus hufelandi gegeben.
Die verwandschaftlichen Beziehungen der Bärtierchen zu anderen Lebewesen sind bis heute ein Rätsel geblieben. Wohl oder übel mußte deshalb die zoologische Systematik den mindestens 750 Bärtierchenarten einen eigenen biologischen Stamm (!) zugestehen.
Die erste publizierte Abbildung eines Bärtierchens stammt von dem Quedlinburger Pastor J.A.E. Goeze (1773):

[Goezes Wasserbär]

Goezes Bärtierchen-Portrait (1773)

Die Filmsequenz unten zeigt die fein differenzierten Bewegungen der Bärtierchen. Von den acht Beinen sind im Mikroskop meist nur vier zu erkennen, die übrigen werden vom Körper verdeckt. Beim genaueren Hinschauen erkennt man auch die beiden Augen. Das hier gefilmte Tier ist übrigens ein waschechter Münchner.

 

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Charakteristische Bewegungen eines (Münchner) Bärtierchens.
Anmerkung der Redaktion: Dieses ultrakurze Video markiert den Entwicklungsstand des Journals im Jahr 2000, wird hier lediglich aus nostalgischen Gründen beibehalten. Sie werden in den neueren Journalen wesentlich bessere Videos finden.

Die Bärtierchen können im Biologieunterricht manch trockenes Thema kompensieren und sind selbstverständlich auch außerhalb der Schule faszinierend:
- sie lassen sich meist in nächster Nähe finden
- sie können in ihrer Trockenform lange lebend aufbewahrt werden
- sie sind bereits mit einem einfachen Mikroskop gut zu sehen

Das ist jedoch noch bei weitem nicht alles. Manche Eier von Bärtierchen sind wahre Wunderwerke. Das Foto unten zeigt ein Ei des Bärtierchens Macrobiotus richtersi :

[Bärtierchenei]

Bärtierchen-Ei. Tatsächliche Größe etwa 0,08 mm

In der nächsten Ausgabe des Bärtierchen-Journals (August 2000) werde ich die ergiebigsten Fundorte für Bärtierchen verraten und kurz erklären, wie man die Tiere am besten fängt, betrachtet und dann wieder wohlbehalten in ihren Wohnraum zurücksetzt. Bis dahin nota bene: Wer sich nicht für Bärtierchen interessiert, dem ist wirklich nicht zu helfen!





© Text, Abbildungen, Repro und Animation von  Martin Mach


Empfehlenswerte Literatur (in Auswahl)

Ernst Marcus: Bärtierchen (Tardigrada). Gustav Fischer Verlag, Jena 1928.
Ian M. Kinchin: The Biology of Tardigrades. Portland Press, London 1994.
Hartmut Greven: Die Bärtierchen. Neue Brehm-Bücherei, Wittenberg, 1980.
Giuseppe Ramazzotti: Il phylum Tardigrada. Mem. Ist. Ital. Idrobiol., Band 28 (1972) S. 1- 732.
Christina Kaeser: Tardigraden - niedlich, bärig und immer schön langsam.
Mikrokosmos 85 (1996) 371 - 375.
Bernd Walz: Bärtierchen - Überlebenskünstler aus dem Moospolster.
Mikrokosmos 86 (1997) 57-61.


Querverweise

Mikrobiologische Vereinigung München e.V. (gute Einführung in die Mikroskopie, Mikrofotos, Links u.v.m.)
Tardigrade Appreciation Headquarters
Micscape (englischsprachige Internet-Zeitschrift für Mikroskopie-Amateure, Volltext mit Abbildungen)


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