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"Was für Gerätschaften brauche ich, um mir diese Bärtierchen einmal selbst anzuschauen?" Die Frage hört sich zwar einfach an, ist jedoch nicht ohne weiteres zu beantworten. Viele kluge Köpfe haben sich zum Thema Mikroskopkauf im allgemeinen Gedanken gemacht und diese in Papier und Internet-Bytes umgesetzt. Werfen Sie doch mal einen Blick in die neue Mikrofibel von Klaus Henkel !
Zur Veranschaulichung der Aufgabenstellung habe ich einen Quadratzentimeter Fläche, und darauf ein paar Bärtierchen, mit Hilfe eines Computer-Bildscanners abgelichtet:


[Bärtierchen im Diascanner]

Echiniscus-Bärtierchen in einem flachen Wassertropfen auf einer Fläche von 1 cm². Die Rasterpunkte definieren ein 0,1 cm-Gitter. Die Beine und der mit Moosbrei gefüllte, dunkle Darm der Bärtierchen sind andeutungsweise zu erkennen
(aufgenommen mit Hilfe eines "Epson Perfection 2450 Photo" Flachbettscanners mit Durchlichtaufsatz).


Wie Sie sehen, ist der eine Quadratzentimeter für die Bärtierchen groß wie ein Fußballplatz. Der Scanner hat, trotz der relativ hohen optischen Auflösung von 2400 x 4800 dpi (2400 bzw. 4800 Punkte pro Inch), mit der Aufgabe schwer zu kämpfen. Die vergleichsweise kleinen Echiniscen mit einer Körperlänge von 0,3 mm und weniger erkennen wir nur andeutungsweise. Manche Eutardigraden (d.h. ungepanzerte, farblose unbehaarte Bärtierchen wie z.B. Milnesium tardigradum) sind allerdings etwas größer, typischerweise 0,5 mm bis 0,7 mm, in Ausnahmefällen sogar bis zu 1 mm groß, so daß man bei diesen Tieren wohl ein klein wenig mehr Details sehen würde. Summa summarum ergibt sich für den Scanner ein Bildeindruck, welcher auch mit einer guten, zehnfach vergrößernden Lupe zu erreichen wäre. Ein Bildbeispiel zum Abbildungscharakter einer derartigen Lupe findet sich im August-Journal 2000 . Feinere Details, wie z.B. die Mundwerkzeuge und Augen der Bärtierchen werden wir so nicht erkennen.

Das unbewaffnete menschliche Auge, insgesamt ein Wunderwerk der Natur, bietet im Nahbereich eine vergleichsweise schwache Leistung.
Es kann zwei Bildpunkte, oder zwei parallel verlaufende Linien, nur dann noch auflösen, wenn sie mindestens 0,12 mm voneinander entfernt sind (siehe z.B. KREMER 1984). Bei der Betrachtung der oben gezeigten Echiniscus-Bärtierchen mit bloßem Auge erhalten wir auf diese Weise ein recht bescheidenes "Bild" aus vielleicht zwei oder drei Bildpunkten. Wir sehen bei günstiger Beleuchtung und geeignetem Hintergrund gerade mal einen kleinen, roten Punkt, noch viel kleiner als die winzigen, roten Milben, welche uns in nichtsnutzig-erholsamen Momenten auf sonnenbeschienenen Steinmauern begegnen.

Ohne Mikroskop ist angesichts dieser Kleinheit nicht viel auszurichten.

Die Tabelle unten zeigt drei Mikroskope, die sich ein Amateur ohne weiteres leisten kann, sowie die zugehörigen Bilder von ein- und derselben Situation. Beachten Sie bitte die weiterführenden Links zu den detaillierten Beschreibungen der Mikroskope!


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Drei Mikroskope im Vergleich

 Spielzeugmikroskop

[Spielzeugmikroskop]

[Bärtierchen]

 Tasco LM1500S

[Importmikroskop von Tasco]

[Bärtierchen ]

 Leitz #222813

[Leitz-Mikroskop]

[Bärtierchen]



Zusammenfassung

Auch ich selbst habe mal mit einem Gerät begonnen, welches dem hier gezeigten Spielzeugmikroskop sehr ähnlich ist und ich habe nicht das Gefühl, daß es mir geschadet hat. Erwarten Sie allerdings nicht, daß ein derartiges Mikroskop aus dem Spielzeuggeschäft oder dem Kaffeeladen ein besonders klares Bild zeigt, geschweige denn einem Forschungsmikroskop das Wasser reichen kann.
Auch bei einem Einsteigermodell ist dringend zu Objektiven mit Normgewinde und Standardbeschriftung (siehe Abb. beim Tasco-Mikroskop) zu raten. Ein Kondensor sollte ebenfalls zur Minimalausstattung gehören. Für die Bärtierchenbetrachtung ist ein waagrecht stehender Objekttisch vorteilhaft, mit dem man auch mal eine Petrischale durchmustern kann, ohne daß das Wasser davonläuft. Sehr wichtig ist weiterhin ein schwach vergrößerndes Objektiv (ca. 3x bis 5x), damit man die Präparate schnell überblicken kann. Wie das Testbild des Tasco-Mikroskopes zeigt, kann man für den Anfang schon mit recht bescheidenem Aufwand zu brauchbaren Ergebnissen kommen, auch wenn das Testbild vom Leitz-Mikroskop ein wenig knackiger wirkt. Letztendlich ist es im hier interessierenden Anwendungsfall auch nicht so wichtig, ob das Bildfeld völlig eben, d.h. bis an den Rand gleichmäßig scharf, ist.
Das noch bessere und erheblich teurere, moderne Markengerät werden Sie jedenfalls auf der Basis preiswert gewonnener Erfahrungen später mit sicherem Griff auswählen können.


Literatur:

Bruno P. Kremer: Auflösungsvermögen des Auges. Mikrokosmos 73 (1984) 91 - 93.

Ein einzigartiger, ausführlicher Vergleichstest einer Reihe von Schulmikroskopen mit vielen Testbildern wurde vor knapp 20 Jahren in der Zeitschrift "Mikrokosmos" veröffentlicht. Natürlich sind die besprochenen Geräte heute nicht mehr auf dem Markt, die Beurteilungskriterien gelten jedoch nach wie vor. Die Besprechungen finden sich in der Zeitschrift Mikrokosmos, 73. Jahrgang (1983) und zwar in den Heften von:

März 1983 (Bewertungskriterien)
April 1983 (Euromex, Hertel & Reuss)
Mai 1983 (Leitz)
Juni 1983 (Olympus)
Juli 1983 (Will)
August 1983 (PZO)
September 1983 (Jungner)
Oktober 1983 (Zeiss)
Mai 1991 (Nachtrag außer Konkurrenz: ROW Askania)
November 1983 (Zusammenfassung. Testgewinner waren die renommierten Hersteller Zeiss, Leitz und Olympus)

Literatur zum Test Ihrer Mikroskopoptik und Beleuchtungseinstellung mit Hilfe von Testdiatomeen-Präparaten finden Sie in der englischsprachigen Internet-Mikroskopie-Zeitschrift MICSCAPE, z.B. in den Artikeln:

Dave Walker: Counting the dots: giving microscopes a 'workout' using diatom test slides.
Martin Mach: Test diatoms - what you can expect to see even with modest optics.

Mikroskope, zusammen mit Diatomeen-Testbildern, sind Gegenstand folgender MICSCAPE-Artikel:
The Hensoldt Tami microscope
30 grams of microscope please!
A look through an East German school microscope




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© Text und Fotos von  Martin Mach