Welches Arbeitsmikroskop? Welche Marke? - eigentlich ziemlich egal |
Sie ahnen es vielleicht schon: wir spielen hier ein wenig mit Groß und Klein.
Das Bild oben zeigt nur ein Miniaturmodell unseres Meopta-Mikroskopes, auch die Colaflasche ist eine
Miniatur-Colaflasche. Das Pseudo-Mikroskop ist 11 cm hoch, die Pseudo-Colaflasche 7,8 cm. |
Kurz vor Ostern erreichte uns der Katalog eines Optik-Fachgeschäftes, der uns ein wenig zum Nachdenken anregte. In der Abbildung unten sehen Sie die im Katalog angebotenen optischen Betrachtungsinstrumentkategorien (Astronomisches Fernrohr, Spektiv, Fernglas, Lupe, Stereomikroskop, reguläres Mikroskop), jeweils mit charakteristischem Vergrößerungsbereich und Preisspanne: |
Die Abbildung zeigt Preisspannen optischer Geräteklassen im aktuellen Katalog eines Optik-Fachgeschäftes |
Leicht zu erkennen ist, daß zumindest die Reise ins Kleine
(hier quasi von der Bildmitte nach rechts unten) wirklich preiswert beginnt,
nämlich mit der Lupe, für 6,90 €, sich dann preiswert fortsetzt mit
einem Stereomikroskop zum Spottpreis von 39,00 € und dann bei einem Kursmikroskop
für schlappe 99.-- € endet. Wir leben tatsächlich in einer glücklichen Zeit,
so günstig konnte man die Bärtierchen wohl noch nie anschauen! Etwas zwickt da
allerdings am Ego: kann ein derart verdächtig preiswertes Hobby denn überhaupt noch etwas taugen? |
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Kaufen Sie sich das billige Stereomikroskop und betrachten Sie damit die Bärtierchen vom Moos auf einer Mauer in Ihrer Nachbarschaft |
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Kaufen Sie das 8x30 Qualitäts-Porro-Fernglas der mittleren Preis- und Gewichtsklasse, ebenfalls aus dem Katalog, mit 120 m Sehfeld (subjektiv ~ 55°, ein wenig eng) für saftige 289,00 € und betrachten Sie damit eine Amsel oder einen anderen Vogel Ihrer Wahl |
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Kaufen Sie bei Ebay ein gebrauchtes 7x35 Qualitäts-Fernglas japanischer Produktion
aus den 70er Jahren mit 175 m Sehfeld (~ 70°) für ca. 20 € und betrachten Sie damit eine Amsel
oder einen anderen Vogel Ihrer Wahl. Wenn Sie wissen möchten, was es nun mit dem Sehfeld auf sich hat,
lesen Sie "Wisdom No. 9" in den Fernglasratschlägen von Holger Merlitz! |
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Kaufen Sie bei Ebay ein Apo-Spektiv für 3200 € und genießen Sie damit den Anblick einer Amsel oder eines anderen Vogels Ihrer Wahl, nun schon aus deutlich größerer Entfernung, und wirklich absolut frei von störenden Farbrändern! |
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Kaufen Sie gar nichts und diskutieren Sie in einem der vielen Optik-Internetforen mit schillerndern Charakteren über die Feinheiten der Rest-Randunschärfe von Optiken etc. Sie treffen in diesen Foren auf geballte Fachkompetenz und können darüber hinaus individual- und gruppenpsychologische Extremeffekte in archaischer Klarheit studieren. |
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Schauen Sie nach, was Sie noch an vergesserer Optik im Keller oder auf dem Speicher vergessen haben könnten (Nota bene: nicht alles Alte oder Einfache muss schlecht sein. Die Qualität eines subjektiven Bildeindruckes oder eines fotografischen Bildergebnisses wird ja nicht ausschließlich vom Preis einer Optik bestimmt. Auch das menschliche Hirn hinter dem Gerät trägt entscheidend zum Gesamtergebnis bei - denken Sie beispielsweise an Weltklassefotos, die mit simplen Boxkameras aufgenommen wurden) |
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Legen Sie sich auf eine Wiese und lesen Sie Hartmut Grevens schönes Bärtierchenbuch - wenn es gar nichts kosten darf, ein Exemplar aus der städtischen Bücherei |
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Oder gehen Sie ganz einfach mit Freunden eine Pizza essen - dafür brauchen Sie dann wirklich, wenn überhaupt, nur noch ganz wenig Optik (möglicherweise eine Lesebrille!). Geben Sie sich aber keinen Illusionen hin: die Zeche wird eventuell höher sein, als wenn Sie statt dessen das japanische Altfernglas oder das billige Stereomikroskop erworben hätten! |
Das war aber jetzt wirklich eine ziemlich verschlungene Art, Sie in einen harmonisch-friedlichen Sommer, ganz nach Ihrem eigenen Geschmack und Ihren persönlichen Präferenzen zu locken! |
Historische Grafik: Leben im Wassertropfen. Künstler leider nicht bekannt. Gleich zwei Bärtierchen klettern bei ca. 9 und 10 Uhr, auf einer Tausendblattverästelung. Das obere blickt bewundernd in Richtung Zentrum, zur prächtigen "Fransenkrone" (einem Rädertierchen). |
© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |