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[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Bärtierchen und Mammutbäume

Deutschland, Land der sterilen Fichtenwälder? Ja und nein. Es gibt durchaus Lichtblicke gegenüber dem allgemein verhaßten Einheitsforst, gelegentlich auch wirklich eindrucksvolle Exoten - wie zum Beispiel die, auch in Deutschland vereinzelt angepflanzten, Mammutbäume der Art Sequoiadendron giganteum. Als anschauliches Beispiel mag das liebevoll gehegte, prächtige Mammutbaum-Exemplar im Staatlichen Versuchsgarten von Grafrath bei München dienen:


[ Mammutbaum, Beispiel (in Grafrath bei München)]

Mammutbaum im Forstlichen Versuchsgarten Grafrath (bei München). Das Mammutbaum-Register Deutschland nennt für diesen Baum folgende Daten: angepflanzt im Jahr 1884, Höhe 31 m, Stammdicke 1,4 m.

Es existiert sogar ein Verein, der sich speziell für den Schutz der relativ wenigen Mammutbäume in Deutschland einsetzt (Projekt Mammutbaum e.V.). Dieser Verein betreibt eine allgemein zugängliche Mammutbaum-Datenbank, mit Hilfe derer Sie feststellen können, wo genau sich die einzelnen Giganten befinden. Es liegt nahe, bei Reisen quer durchs Land ab und zu einen dieser Bäume aufzusuchen. Tun Sie es einfach und genießen Sie den Anblick - Sie müssen deshalb noch lange kein weltfremder, esoterischer Spinner sein!

Da man uns eine gewisse Nähe zu den mikroskopisch kleinen Bärtierchen nachsagt, und diese, wie Sie mittlerweile wissen, vorzugsweise in Moosen wohnen, interessieren wir uns natürlich nebenbei auch für die Sequoia Baummoose:


[ Moos auf einem Mammutbaum ]

Moosbewuchs auf einem Mammutbaum.

Wir achteten natürlich bei der Probenahme streng darauf, die (wenn auch dicke) Rinde des Baumes nicht zu beschädigen und entnahmen lediglich eine ultrakleine Probe an lose aufsitzenden Moospflänzchen. Diese wurde wie gewohnt in einer Petrischale gewässert und anschließend durchmustert. Es zeigte sich, dass die Bärtierchenpopulation sehr einheitlich aus vergleichsweise kleinen Eutardigraden besteht, von denen wir Ihnen einige Fotos zeigen möchten:


[ Bärtierchen von einem Mammutbaum ]

Bärtierchen aus dem Moos eines Mammutbaums, Totale. Augenpigment vorhanden, jedoch hier außerhalb der Schärfeebene. Körperlänge ca. 0,3 mm.

Die hartgesottenen Taxonomen werden nun vermutlich aufseufzen: "Wie sollen wir anhand dieses nichtigen Bildes feststellen, von welcher Art hier die Rede ist?". Natürlich haben die Taxonomen recht - aber so sehen die Bärtierchen im ungeplätteten Zustand eben aus. Sehr vorsichtig sind wir dann doch ein wenig näher herangegangen, um wenigsten das Genus zu bestimmen:


[ Bärtierchen von einem Mammutbaum, Kopfregion ]

Bärtierchen aus dem Moos eines Mammutbaums. Detail: Kopfregion. Bildbreite knapp 0,1 mm.

[ Bärtierchen von einem Mammutbaum, letztes Beinpaar ]

Bärtierchen aus dem Moos eines Mammutbaums. Detail: Hinterleib mit letztem Beinpaar. Die Krallen des nach rechts zeigenden Beins sind in der Bewegung eingezogen. Bildbreite knapp 0,1 mm.

Laut freundlicher Auskunft des Tardigradenspezialisten Dr. Rolf Schuster handelt es sich eindeutig um einen Vertreter des Genus Minibiotus, vermutlich um Minibiotus intermedius. Vielen Dank für die Bestimmungshilfe!



Literatur

Hartmut Greven: Die Bärtierchen. S. 14 (Abb. 7, Klauenformen). Wittenberg Lutherstadt 1980.

Ian M. Kinchin: The Biology of Tardigrades. S. 124 (fig. 9.4). Cambridge 1994.



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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach