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Mikroskop-Oldtimer und das fotografische Universalheilmittel M42 (II)

Wie im letzten Journal erläutert, können solide alte Leitz-Präpariermikoskope (sogenannte Stereomikroskope, Arbeitsmikroskope mit niedriger Vergrößerung) auch heute noch unterwegs als robuste Hilfsmittel dienen, ja sogar zum Fotografieren eingesetzt werden - solange man nicht allerhöchste Qualitätsmaßstäbe anlegt, sondern in erster Linie bildlich dokumentiert oder, wie hier im Journal, relativ kleinformatige Bildchen ins Internet stellt.



Eine im wahrsten Wortsinne schräge Problemlösung

Wir haben, wie bereits aus dem Titel dieser Journalausgabe zu ersehen, einen Heidenspaß mit altbackenen M42 Zwischenringen. Die älteren Leser werden sich noch erinnern, dass man früher diese Zwischenringe mit dem M42x1mm Gewinde für eine nicht völlig unerhebliche D-Mark-Menge erwerben musste, in erster Linie um die Kameras makrotauglich zu machen. Heute neigt der - verständlicherweise zunehmend frustrierte - Gebrauchtfotoapparathändler zu Aussagen wie "Nehmen Sie doch einfach die ganze Kiste mit, ich kann den Kram nicht mehr sehen!"

Ab diesem Moment können wir kreativ in unterschiedliche Höhen schrauben, bleiben nebenbei linientreu schwarz entspiegelt, müssen nur noch in Ausnahmefällen weitere Helferchen wie Epoxidkleber und speziellere Gewindeadapter zukaufen. Die letzte Brücke zur System- oder Spiegelreflexkamera schlagen wir dann mit einem - internettypisch - gnadenlos preiswerten M42-Kameradapter. Hier sehen Sie exemplarisch die Schrauberlösung zur Adaption eines Sony Nex-5N-Kameragehäuses an das Leitz Stereomikroskop:


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Abb. 1: Der hier vorgeschlagene, rein mechanische Fotoadapter für das Leitz Stereomikroskop besteht im Wesentlichen aus einer Reihe von M42-Zwischenringen. Bekrönt wird er mit einem kameraspezifischen Adapter (vom M42-Gewinde auf das jeweilige Kamerasystem, hier eine Sony NEX-5N). Die Länge der M42-Zwischenringkette kann je nach Mikroskop unterschiedlich ausfallen. Wir kombinieren sie normalerweise derart, dass der Abstand zwischen Okular-Oberkante und Kamera-CCD-Chip ca. 5 Zentimeter beträgt.


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Abb. 2: Noch einmal, lediglich zur Erinnering, das Leitz Stereomikroskop im Urzustand


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Abb. 3: ... und schwupps, wird der Kameraadapter übergestülpt. Das Okular muss und soll hierbei nicht entfernt werden: Es ist ja speziell für das Mikroskop konzipiert. Ein kluger Mikroskopiker wird immer das, einem Markenmikroskop innewohnende, professionelle Know-How der Optikrechner respektieren, das heißt, die von den großen Marken vorgegebenen Objektiv-Okularkombinationen nicht ohne Grund verfremden. Weitere Linsenzutaten können zu einer regelrechten Linsensuppe führen und somit die Qualität des optischen Systems schmälern. Sie sollten deshalb nur aus triftigem Grund zum Einsatz kommen. Die M42 Zwischenringe greifen ganz einfach von oben über das vor Ort bleibende Mikroskop-Okular hinweg, setzen mit ihrer Unterkante recht stabil auf dem Prismenkasten auf. Gestrenge Mechanikersenioren können zur maximalen Präzisionsbefriedigung noch ein wenig Moosgummi oder einen passend zugeschnittenen Polyethylen-Plastikstreifen von einer alten Kleinbild-Kunststoff-Filmdose zwischenklemmen, aber wirklich nötig ist das nicht. Der "Umbau" erfordert nur ein paar Sekunden, weil der Adapter mit aufgesetzter Kamera neben dem Mikroskop bereit steht und dementsprechend bei Bedarf flugs aufgesetzt werden kann.


"Halt!" Wird wohl nun der eine oder andere Leser denken: "Ein Stereomikroskop vom Greenough-Typ ist bekanntermaßen zur Fotografie nicht geeignet, weil ja beide Objektive etwas schräg auf das Präparat schauen! Zum Fotografieren brauchen wir deshalb ein deutlich teureres Gerät, bei dem sich einer der beiden Strahlengänge in die senkrechte Position bringen lässt".

Okay, genau das machen wir hier auch, mit einer einfachen Holzleiste unter dem Hufeisenfuß, die das Leitz Stereomikroskopstativ leicht schräg stellt, so dass eines der Objektive exakt senkrecht aufs Präparat schaut. Und damit wirklich alles orthogonal ausfällt, stellen wir auch das Präparat einfach auf ein eigenes planes Tischlein, damit es schön waagrecht steht:


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Abb. 4: Ein wahrhaft schräges, jedoch einwandfrei funktionierendes Greenough-Foto-Setup!

Auf diese Weise können wir ohne lästige Schrägeffekte fotografieren und erhalten Ergebnisse, die durchaus zur Objektdokumentation taugen, wie die folgenden Beispiele zeigen:


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Abb. 5: Detail von einem 10 Euro-Schein, aufgenommen mit dem Leitz Stereomikroskop.
IKEA-"Jansjö"-Beleuchtung mit einem halbierten Tischtennisball als Diffusor.
Bildbreite 4,5 mm.


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Abb. 6: Die Jahreszahl auf einem 2-Cent-Stück.


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Abb. 7: Und klar, ein Echiniscus-Tönnchen, ohne Wasser in einer trockenen Moosprobe aufgenommen.


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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach