Das Bärtierchen-Journal
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Leben im Moos-Dschungel

Wir haben schon öfters erwähnt, daß es nur sehr, sehr wenige gute Fotos gibt, welche die Moos-Bärtierchen in annähernd natürlicher Umgebung zeigen. Kein Wunder. Haben Sie schon mal ein Foto von einer Schulklasse gesehen, welche in einem mannshoch emporragenden Zuckerrohrfeld fotografiert wurde? Wahrscheinlich eher nicht. Trotzdem, manchmal gibt es Situationen, da möchte man ganz einfach etwas abbilden, was sich nicht vor Fotoatelier-Pappe abspielt, sondern irgendwo im Verborgenen. Dann wird es schwierig.


[ Moosbewuchs an Mauer in Flußnähe ] [ Moosbewuchs an Mauer in Flußnähe ]


Typischer, unscheinbarer Moosbewuchs an den Einfassungsmauern des Isarkanals in München.


Einzelnes Moospflänzchen mit noch geschlossener Sporenkapsel.
Gesamthöhe: winzig (ca. 7 mm).


Moose werden, wenn nicht in Osterkörbchen oder auf Weihnachtskrippen geduldet, häufig als heimtückische Gefahr für den Gartenbau bewertet, gerne akribisch ausgestochen, weggekärchert oder chemisch totgesprüht.
Nur die wenigsten Täter sind sich der Schönheit ihrer Opfer bewußt. Erst ab etwa 20facher Vergrößerung wird klar, daß so ein Moosrasen die gängigen Fensterbank-Geranienwüsten im wahrsten Sinne des Wortes blaß aussehen lassen kann:


[ Kapselpitze eines Moospflänzchens ]


Kapselspitze eines einzelnen Moospflänzchens. Der Kapseldeckel (orange) ist bereits angehoben, darunter kommen die noch gewölbeartig verschlossenen, hier intensiv roten Kapsellippen zum Vorschein, welche bald die Sporenfüllung der Kapsel, einen feinen gelblichen Staub, freisetzen werden.


Die Sporenkapseln der Moose sind nicht nur schön anzuschauen. Nachdem sie ihre primäre biologische Mission erfüllt haben, dienen sie den Bärtierchen als Unterstand für den Nachwuchs. Die Bärtierchen scheinen zur Eiablage gezielt den hintersten Winkel des Kapselbechers aufzusuchen. Wenn wir die Mikroskopbeleuchtung stark hochregeln, können wir sie - durch die Kapselwand hindurch! - bei der Eiablage beobachten.


[ Kapsel eines Moospflänzchens mit Bärtierchjen ]


Bärtierchen in einer Moos-Kapselspitze bei der Eiablage, duch die Kapselwandung hindurch fotografiert. Zwei Eier sind als weiße, kugelige Strukturen andeutungsweise zu erkennen.


Woher wir wissen, daß die diffusen weißen Fleckchen tatsächlich Bärtiercheneier sind? Wir können es sehen, wenn wir bei starkem Durchlicht genau auf den Rand der weißen Strukturen fokussieren:


[ Kapsel eines Moospflänzchens mit Bärtierchjen ]


Bärtierchenei in Mooskapsel. Der vergrößerte Detailausschnitt links im Bild zeigt deutlich erkennbar die charakteristischen Eiausschüsse von  Macrobiotus hufelandi  und Konsorten.



Literatur

D. Aichele und H.D. Schwegler: Unsere Moos- und Farnpflanzen. Kosmos-Verlag. Stuttgart 1963.


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© Text und Fotos von  Martin Mach