Bei einem sauber eingestellten MBS-10 mit 14x Okularen
werden sich auch anspruchsvollere Mikroskopiker über das wirklich riesige Gesichtsfeld freuen.
Wenn alles stimmt hat man den Eindruck, wie ein Adler über dem Präparat bzw.
den Bärtierchen zu fliegen!
Hier allerdings sind wir am alles entscheidenden MBS-10 Irrtum 3
angelangt: Die Bildqualität sei einfach schlecht, mit westlichen Produkten von L, W oder Z
rein gar nicht zu vergleichen. Falsch, manchmal auch ein wenig richtig. Na, was denn nun?
Zunächst einmal gilt es zu verstehen, daß die meisten der heute angebotenen MBS-10
mehrere Jahrzehnte alt sind und teils wirklich übelst geschunden wurden.
Wir wissen nicht genau, unter welchen Bedingungen sie beim Zusammenbruch der Sowjetunion
in den Westen gelangt sind, wieviele Autotransporte auf staubigen Straßen und wieviele
regnerische Flohmarkttage sie überstanden haben könnten.
Eigentlich sind die MBS-10 Mikroskope nicht besonders empfindlich. Unseres ist seit 15 Jahren in Betrieb und hat nicht mal
eine Staubhülle, trotzdem erscheint das Bild völlig klar.
Auf dem Gebrauchtmarkt haben wir über die Jahre hinweg allerdings auch
gespaltene Fokusknöpfe, hoffnungslos verschmutzte Optiken und übel deformierte
Stative gesehen. In einigen Fällen mögen zudem westliche Bastler
durch "Justierungen" zusätzliche Schäden verursacht haben. Schauen Sie deshalb
immer ganz genau hin (bei Ebay auf die Verkäuferbewertungen) wenn Sie ein MBS-10 kaufen möchten,
egal ob gebraucht oder angeblich neu.
Anhand von zwei Beispielen wollen wir zeigen, daß nicht alle Schäden gleich zu gravierenden
optischen Mängeln führen und manches mit einfachen Mitteln reparierbar ist.
Schaden 1: Stellenweise verkratztes Hauptobjektiv. Einige MBS-10 Hauptobjektive hat man
offensichtlich gelegentlich abstürzen lassen, z.B. auf die Objektträgerklemmen.
Das sieht dann so aus, als hätte jemand im Glas herumgemeißelt! Unweigerlich fallen uns
an diesem Punkt weißbekittelte Autoritäten ein, die mit sorgenumwölktem Blick
verkünden: "Ein verkratztes Objektiv ist für wissenschaftliche Zwecke selbstverständlich
absolut unbrauchbar!"
Mag sein, vielleicht aber auch nicht. Wir hatten selbst so ein "gemeißeltes"
Objektiv, hatten beim Kauf eben nicht genau genug hingeschaut. Das Bild wirkte deshalb
in einem Okular recht flau. Wenn man nun allerdings weiß, daß nur ein kleiner
Teil des Hauptobjektivquerschnitts tatsächlich von den Okularen genutzt wird,
kann man mit ein wenig Glück das Hauptobjektiv so drehen, dass die verkratzten
Bereiche nicht mehr stören - bei uns hat es funktioniert!
Schaden 2: Dejustierte Prismen (Doppelbild, Geisterbild, Kopfschmerzen).
Dies ist der wohl häufigste MBS-10 Fehler, erfreulicherweise meist behebbar.
Die Haube des MBS-10 Stereokopfes läst sich nach dem Lösen von drei Schlitzschrauben
und dem Abschrauben der beiden Tubusröhren mit Gefühl (!) sanft entfernen. Schauen Sie sich
aber bitte vorher die Fotos unten an, damit Sie verstehen, wie das Gelenk der Okular-Abstandsverstellung
in seine Pfanne eingreift.
|