Das helle Aufleuchten der Stilette ist ein klarer Hinweis auf die doppelbrechenden
Eigenschaften des Materials, aus dem sie bestehen.
Allerdings sind eine Menge Materialien doppelbrechend: Quarz beispielsweise (Doppelbrechung 0,009),
auch der Apatit der menschlichen Zähne (Doppelbrechung: 0,003), also nicht nur
der in der Fachliteratur für die Bärtierchen angegebene Calcit (Doppelbrechung: 0,172).
Im Foto erkennen wir als Stilett-Interferenzfarben lediglich Weiß
(an den Stilettspitzen und in den Stilettmitten) sowie Gelb (an der plausiblerweise etwas verdickten Stilettbasis).
Wenn Sie mit diesem Hinweis im Kopf nochmals einen Blick auf das Michel-Lévy Diagramm werfen,
werden Sie feststellen, daß Quarz und Apatit es - bei der hier anzunehmenden Materialstärke
von weit unter 10 Mikrometern - quasi nicht mehr "schaffen" würden, neben dem primären Weiß auch noch ein
Gelb hervorzurufen. Sie sind zu schwach doppelbrechend. Nur extrem hoch doppelbrechende
Substanzen wie Calcit oder Rutil könnten in einem typischerweise 1, 3 oder 5 Mikrometer starken Stilett
diese gelbe Interferenzfarbe bewirken. Wenn wir nun in der Literatur zudem lesen, daß die
Stilette stark säureempfindlich seien, steigt die Wahrscheinlichkeit, daß sie zumindest
teilweise aus Calcit bestehen.
Die Biomineralisation von Calcit hat es allerdings in sich,
wovon Sie sich anhand vieler exzellenter wissenschaftlicher Arbeiten im Internet, beispielsweise über die ebenfalls calcitischen
Seeigelstacheln selbst überzeugen können. Schließlich sind ja die Bärtierchenstilette
offensichtlich nicht lediglich einfache Calcitkristalle, sondern vielmehr kunstvoll ausgeformte
Spezialwerkzeuge, angesichts deren Eigenschaften wir nur ehrfürchtig
erschauern können: Wo sonst finden wir derart winzige Messerchen auf biologisch
abbaubarer Calcitbasis, mit nur ein paar Tausendstel Millimetern Durchmesser,
angeblich zudem bei einigen Arten hohl (Materialersparnis, Gewicht!)?
Und sie funktionieren, jeden Tag, weltweit, in multimilliardenfacher Ausfertigung - Respekt!
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