[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Krapanj (IV) oder: die Beschwerden des Mann-Seins

Vor rund 12 Jahren, im August 2004 hatten wir dem Macrobiotus hufelandi-Männchen eine eigene Journalausgabe gewidmet. Dort kann man sich auch heute noch recht komfortabel durch die männliche Bärtierchen-Anatomie klicken.

Bei den Meeresbärtierchen von der kroatischen Insel Krapanj hatten wir zunächst mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Anatomische Detailansichten - wie beim vergleichsweise großen Macrobiotus-Mann - erschienen zunächst unerreichbar. Schließlich ist so ein kroatisches Florarctus-Männchen nur ca. 0,1 mm groß. Und in diesem Winzling wollen wir anatomische Feinstrukturen im Lebendzustand fotografieren, womöglich sogar noch filmen?

Es geht! Aber alles der Reihe nach. Betrachten wir zunächst das Florarctus sp. Männchen in der Totale. Von oben gesehen gibt es bei moderater Vergrößerung (mit dem 10er Objektiv) nicht viele Details preis. Man erkennt den arttypischen, dünnen "Umhang", dessen Gestalt möglicherweise in Zusammenhang mit der Geometrie des Kartoffelchips steht. Darunter verbergen sich die acht Beinchen und eine Menge feinerer Strukturen, die auf den ersten Blick nur verwirren. Die an Filamenten reiche Kopfsensorik befindet sich links im Bild. Sie liegt hier jedoch leider bereits außerhalb der Schärfeebene. Etwa mittig im unten rot markierten Ausschnitt erkennen wir zudem einen rundbuckeligen, glatten Schwanzfortsatz.


[ Florarctus male, total view ]

Florarctus sp. (wohl Florarctus hulingsi) Männchen. Totale. Körperlänge etwa ein Zehntel Millimeter.


Betrachten wir als nächstes den oben rot markierten Bildausschnitt bei stärkerer Vergrößerung. Die roten Pfeile markieren die Grenze der männlichen Keimdrüse. Man kann hier bereits die, in erster Näherung oval erscheinenden Köpfe einzelner Spermien erkennen:


[ Florarctus male, detail ]

Florarctus sp. Männchen. Oben rot umrandeter Bereich bei höherer Vergrößerung. Die roten Pfeile zeigen auf den hier diskutierten anatomischen Bereich.


Wir greifen nun, zur Vorbereitung der Videopräsentation zu einem kleinen Trick und invertieren alle Farben. Das bringt im Standbild keinerlei neue Erkenntnisse, soll lediglich die Zuordnung und Orientierung für das folgende Video erleichtern:


[ Florarctus male, detail, inverted colors ]

Florarctus sp. Männchen. Oben rot umrandeter Bereich in höherer Vergrößerung. Ausschnitt wie im letzten Bild. Zur besseren Erkennbarkeit sind alle Farben invertiert.


Sie wissen ja, ein Bild kann mehr sagen als 1.000 Worte. Und ein Video kann wiederum mehr sagen als 1.000 Bilder! Schauen Sie es sich doch einfach an:

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Im Video ist gut zu erkennen, dass der Unterleib des Männchens quasi kocht! Die Geißeln der Spermien sind zwar zu fein um direkt sichtbar zu werden, beim längeren Hinschauen verraten sie sich jedoch durch heftig schlängelnde Bewegungsmuster. Weiterhin ist zu sehen, daß sich an der Bauchmitte eine Art logischer Ausgang abzeichnet, dort wo das Getümmel besonders heftig wütet.

Insgesamt ein anschauliches Beispiel für die bemerkenswerte Einsicht, daß Mutter Natur ihre Männchen gelegentlich doch ziemlich heftig unter Druck setzt. Und das erklärt uns so manches, vielleicht auch im Verhalten des Homo sapiens-Männchens, das letztendlich ja auch nur als ein weiterer, ferngesteuerter DNS-Staffelläufer in die Welt gesetzt wurde ...



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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach