Bärtierchen, Naturalists und die große Triplett-Verzweiflung (III) |
Abb. 1: "Triview" Einschlaglupe, mit drei ausklappbaren Kunststofflinsen.
Wahlweise 5x, 10x oder 15x halluzinationsfördernd (vgl. hierzu das Bildergebnis in Abb. 4). |
Abb. 2: "Triview" Einschlaglupe, seitlicher Blick auf eine der Acrylharzlinsen. Man erkennt
eine bizarre, konzentrische Wölbung und nicht auspolierte Riefen auf der Linsenoberfläche.
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Abb. 3: Beim genaueren Hinsehen zeigen sich ein kleiner Gasblasenvulkan
sowie viele feine Kräuselwellen auf der Oberfläche. Und nein, es sind leider keine Fingerabdrücke. |
Abb. 4: In der praktischen Erprobung zeigt sich, wie die gebündelten Linsenfehler
das Bildergebnis gegen Null ziehen. Aufnahme eines Leica-Test-Dias durch die "Triview"-Lupe (mit zwei Linsen, 10fach).
Kamera: Sony Nex-5N, moderat abgeblendetes Sony-Weitwinkelobjektiv. Man vergleiche mit dem Bild von der 1,50 € Lupe aus China, die wir im letzten Journal
vorgestellt haben. Die Triview kostet derzeit im deutschen Ebay zwischen 10 und 20 € - netto. |
Wer psychedelische Drogenerlebnisse sucht, muss demnach nicht mehr zum Lysergsäurediethlyamid (LSD) greifen - ein Blick durch die "Triview" erzeugt vergleichbare Raumverzerrungseffekte, noch dazu für deutlich weniger Geld! |
Im letzten Journal hatten wir nun allerdings keine Abhandlung über LSD versprochen, sondern eine kleine Erläuterung zum Auflösungsvermögen von 10fach Lupen. Wer möchte, sollte sich einfach einen Objektmikrometermaßstab mit Hundertstelmillimeter-Teilung besorgen und eigene Experimente durchführen. Ein Objektmikrometermaßstab, klar, auch wieder aus China, kostet nur ca. 7 €. |
Abb. 5: Ein Objektmikrometerkreuz 1 mm x 1 mm, wie es im Lichtmikroskop aufgelöst wird (links) und wie es bei der Betrachtung durch eine 10fach Lupe erscheint (rechts). |
Die Hundertstelmillimeterskala wird somit mit der 10fach Lupe nicht aufgelöst (Abb. 5).
Egal wie teuer die Lupe und wie scharfsichtig der Betrachter sein mag - die feinste Skala erscheint als Matsch. |
Trotzdem kann die 10fach Lupe als hervorragendes Instrument zum Auffinden der winzigen Echiniscus-Trockenformen im Moos dienen - wohlgemerkt ohne Wässerung! Nebenbei kommen wir dank der niedrigen Vergrößerung in den Genuss eines großen Blickfeldes (bis zu 2 cm) und einer hervorragenden Schärfentiefe, zwei Faktoren, die uns die Bärtierchensuche im Moosdschungel gewaltig erleichtern. |
Abb. 6: Grimmia pulvinata Moospolster-Bruchfläche.
Die Breite des Moospolsters beträgt 4 cm. |
Der clevere Trick besteht nun keineswegs darin, sich eine schweineteure 10fach Lupe zu kaufen (schlimmstenfalls ohne Licht, tragisch-hoffnungslos, in unserem speziellen Anwendungsfall klares "silly money"!). Statt dessen schalten wie einfach bei der im letzten Journal gezeigten, chinesischen "6 LED"-Triplett-Lupe das Licht ein - und schon leuchten die winzigen Echiniscus-Tönnchen wie kleine Saphire, in einem markanten Blauton: |
Abb. 7: Grimmia pulvinata Moospolster-Bruchfläche. 1 cm breites Detail
aus Abb. 6. |
Nur mit Hilfe der leichten Blaulastigkeit der LED zeigen die
trockenen Hüllen diese schöne blaue Interferenz. Ohne die Interferenz könnte man
die Bärtierchen als blasse Häutchen auf dunklem, unruhigem Mooshintergrund bei
10facher Vergrößerung niemals finden. |
© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |