Inzwischen ist bei uns ein Hinweis auf einen möglichen Kleinheitskonkurrenten
eingegangen, nämlich das Microscope Gaudin, wie es Albert Balasse
auf seiner traumhaften Internetsite
Le Compendium
vorstellt. Das Microscope Gaudin ist mit 2,4 cm Höhe nun tatsächlich 3 mm niedriger als das
hier von uns vorgestellte Instrument. Andererseits hat das Gaudin eine ziemlich breite "Hutkrempe",
so dass sich die beiden Kandidaten wohl gegenseitig den Weltmeistertitel streitig machen könnten.
Hier noch mal zur Erinnerung eine Gesamtansicht des von uns bereits im letzten Journal gezeigten
Mini-Mini-Mikroskops:
Abb. 1: Ein ultrakleines "stand-alone"
Durchlichtmikroskop.
Höhe 27,1 mm, maximaler Durchmesser 20 mm, Durchmesser auf der Standfläche ca. 16 mm
(dieser entspricht, wie bereits erwähnt, ziemlich genau dem einer 1 Cent Münze).
Gewicht 19,8 g.
Auch die winzige Einblicköffnung hatten wir bereits gezeigt:
Abb. 2:
Rekordverdächtig - die Augenlinsenöffnung mit nur 0,72 mm freier Öffnung!
Genug der Wiederholungen. Schauen wir uns nun diese minimalistische Optik von innen an.
Wir blicken auf die plane Seite einer handwerklich sauber in Messing gefassten Linse:
Abb. 3: Die komplette, einstufige
Mikroskop-Optik, von innen gesehen. Mehr braucht es nicht. Eine mutmaßlich
halbkugelförmige Einfachlinse. Ihr sichtbarer Durchmesser
an der Innenseite beträgt rund 2,7 mm. Der in dieser Ansicht jetzt unten liegende
Einblick ist in der Tiefe des Glases als kleiner heller Kreis erkennbar. Auf diese Weise
wird eine starke Abblendung erzielt, die den bei dieser Linsengeometrie zu erwartenden,
extremen Abbildungsfehlern entgegenwirkt.
Angesichts des übergebördelten
Fassungsrandes können wir von näherungsweise 3 mm Linsendurchmesser ausgehen.
Solche Halbkugeln erzielen, wie man mit einem der im Internet vorgehaltenen Online-Linsenrechner
nachprüfen kann, ohne weiteres Vergrößerungen von ca. 100fach.
Die geschätzten Leserinnen und Leser werden sich nun sicherlich fragen,
ob man mit einem derart extrem miniaturisierten System überhaupt ernsthafte
Mikroskopie betreiben kann.
Wir sollten dafür nun ein wenig in die Welt des Fiktiven reisen,
vielleicht einfach annehmen, dass wir bei einer nachcoronazeitlichen Wüstenexpedition
unser großes Mikroskop vergessen hätten (es war ja schließlich auch zu schwer fürs Kamel!).
Jedenfalls wollten wir dann in einer Oase die dortigen Amaryllis-Pollen mikroskopieren
und erledigten das nun - zwangsläufig - mit unserem Kleinstmikroskop:
Abb. 4: Amaryllis-Pollen, durch das
Winz-Mikroskop fotografiert. Kamera Sony Nex-5N mit altem 50er Fotoobjektiv in Unendlichstellung,
Dia-Leuchtpult als Durchlichtquelle, keine weiteren Adaptionstricks. Die Pollen
eignen sich gut für Vergrößerungsvergleiche, weil sie ziemlich
genau 0,1 mm lang sind. Übrigens somit deutlich kleiner als ein typisches
Bärtierchen mit einer Körperlänge zwischen 0,3 und 0,5 mm.
Wenn wir unser großes Mikroskop nicht zuhause vergessen hätten,
wäre etwa folgender Bildeindruck möglich gewesen:
Abb. 5: Amaryllis-Pollen,
zum Vergleich an einem großen Mikroskop mit einem wunderbaren 20er Apo-Objektiv fotografiert.
Wir können somit konstatieren, dass das Ergebnis
des Winzmikroskopes sogar im Kamerabild noch erstaunlich klar erscheint und eine Identifikation der
Pollen dort wohl grundsätzlich möglich wäre (jedoch andererseits das große
Mikroskop noch eine Stufe besser abbildet, klar).
Es blieben somit vor allem noch zwei Fragen zu klären:
(1) Wie präpariert man die Proben für ein Gerät, das die Annahme von Objektträgern kategorisch
verweigert (keine seitlichen Schlitze am Gehäuse!)?
(2) Was würden wir bei den Bärtierchen zu sehen bekommen?
Bleiben Sie bitte dran. Das klärt sich alles im folgenden Journal (Juni-Ausgabe),