"Wie alt wird eigentlich so ein Bärtierchen?"
- Eine eigentlich einfache und klare Frage, und trotzdem kann sie niemand präzise
beantworten. In Gefangenschaft wurden Bärtierchen maximal ein Jahr am Leben
gehalten, wobei jedoch nur sehr selten ein natürlicher Alterstod beobachtet wurde.
Unter den natürlichen Bedingungen, z.B. in einem Moospolster, ist es unmöglich, die
Vita einzelner Individuen mitzuverfolgen, weil die Moose so wenig Einblick erlauben, andererseits
jedoch Schutz und Lebensbasis der Bärtierchen sind. Nimmt man die Moose
weg, lassen sich die Bärtierchen zwar gut beobachten, die Lebensbedingungen
sind jedoch vom Normalzustand weit entfernt und wirken vermutlich lebensverkürzend.
Erschwerend kommt hinzu, daß, wie wir in früheren Ausgaben des Journals
gesehen haben, die Bärtierchen mühelos Austrocknungszeiten von
fünf Jahren und mehr überstehen, und das womöglich vielmals,
wodurch wir durchaus in den Bereich der Lebensspanne eines Menschen oder
einer Schildkröte kommen.
Da wir das Rätsel der Gesamtlebensdauer auf diese Weise nicht befriedigend
lösen können, bleibt nichts anderes übrig, als unsere Aufmerksamkeit
auf Augenfälligeres zu richten.
Die menschliche Lebenserfahrung hat uns gelehrt, Zeichen des Alters
wahrzunehmen und einzuschätzen. Bei den Menschen sprechen Veränderungen
der Haut ("Altersflecken"), vorwitzige Haare im Bereich der Nase, der Augenbrauen,
ja sogar in den Ohren eine deutliche Sprache. Völlig trivial erscheint die
Einsicht, daß ältere Menschen sich zielgerichtet und kräftesparend
bewegen müssen, während junge wegen ihrer unbedachten und nervenden
Bewegungen gescholten werden. Denken wir auch an das sich über die Jahre
hinweg anhäufende Körperfett und die Tendenz zum Mittagsschläfchen.
Alle diese menschlichen Erfahrungen führen dazu, daß auch ein
Laie ohne weiteres ein altes von einem jungen Bärtierchen unterscheiden
kann. Alte Tiere wirken eher derb, dick, groß und kräftig. Der Kopf ist im
Vergleich zum schweren Rumpf und den breiten Schultern eher klein, die Bewegungen
erscheinen bedächtig, manchmal schwerfällig. Werfen
wir einen Blick auf den massigen Hinterleib eines Bärtierchen-Seniors:
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