[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Ein Blick in die Lederhose

Wir sprechen hier natürlich nicht von einer Lederhose im herkömmlichen Sinne, vielmehr von Bärtierchen-Cuticulae (d.h. den transparenten Hüllen der Wasserbären, die nach den Häutungen im Wasser zurückgelassen werden). Eine gewisse Verwandtschaft mit den Lederhosen ist jedoch nicht zu leugnen: die Dinger sind zäh wie Leder und irgendwann muss auch das Bärtierchen raus aus der Tracht, genau wie alle Freunde des Münchner Alkohol- äh ... Okoberfestes.

Der große Vorteil für uns liegt darin, dass wir an der schmerzlos plattdrückbaren Cuticula das ein oder andere anatomische Detail sehen können, ohne die klassische biologische Untersuchungsmethode des Chemie- oder sonstigen -Mordes einsetzen zu müssen. Das zugehörige Bärtierchen ist ja schon längst andernorts zugange.

Zunächst muß es allerdings erst mal aus der Cuticula herauskommen. Das innere Ablösen wird wohl durch Bewegung gefördert, es scheinen in diesem Stadium aber auch gelegentliche Ruhephasen vorzukommen.

Die folgende Aufnahme zeigt das Anfangsstadium der Häutung in der Seitenansicht. Hier wird auch deutlich, daß die Beine von Halechiniscus gar nicht so kurz sind, wie man meinen könnte: Das Bärtierchen hat zwar meist Bauchfühlung zum Sandkorn, greift aber - ähnlich wie ein Steilwandkletterer - weit aus, um die jeweils nächsten Haltepunkte zu greifen. Hierfür sind die teleskopartig ausfahrbaren Gliedmaßen recht nützlich.


[ Halechiniscus Häutung ]

Halechiniscus sp. Bärtierchen aus Kroatien, in der Anfangsphase der Häutung.
Seitenansicht. Bildbreite knapp 0,3 mm.


In der nächsten Photographie unten ist zu erkennen, daß der Kopf bereits weitgehend von der alten Cuticula abgelöst ist. Gleichfalls (oben im Bild) gut zu sehen: eine Nervenleitung vom Hirn bis in die Spitzen eines Sinnesanhangs.


[ Halechiniscus Häutung ]

Halechiniscus sp. Bärtierchen, in der Anfangsphase der Häutung.


Endlich ist es soweit: das Bärtierchen hat die Häutung abgeschlossen und stellt uns seine alte Cuticula zur Verfügung. Im per Pipette etwas aufgewirbelten Wasser einer Petrischale sind die Häutchen aufgrund der langsamen Setzung gut zu erkennen, wenn man ein wenig Übung hat.

Man achte auch auf den äußeren "Bewuchs" der Lederhose, den das Bärtierchen quasi per Peeling beseitigt. Und etwa an der Stelle, wo bei uns Menschen der Nabel sitzt, erkennt man bei der Bärtierchen-Cuticula das primäre Geschlechtsorgan.

Die länglichen Striche im Inneren der Cuticula gehören sozusagen zum Meeres-Aufräumkommando: Wir gehen davon aus, daß sie beim restlosen "Verschwinden" der Cuticula ganze Arbeit leisten.


[ Halechiniscus Cuticula ]

Abgeworfene Cuticula eines Halechiniscus sp. Bärtierchens aus Kroatien. Bildbreite knapp 0,3 mm.


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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach