Krapanj (II) Im letzten Journal hatten wir der kleinen kroatischen Insel Krapanj das verdiente Lob gezollt. Keine Autos, keine gruseligen Bettenburgen, kein Lärm - und jede Menge Bärtierchen! |
Meerblick von unserem Pensionszimmer auf Krapanj |
Angesichts dieser Weite lohnt der Blick durch's Fernglas. Es ist ja quasi auch eine erste Gesamtschau auf eine Welt mit Milliarden und Abermilliarden nicht direkt sichtbarer Bärtierchen. Im Fernglas erscheint der Meereshorizont übrigens aufregend surreal. Wir haben für Sie ein Foto aufgenommen: |
Fernglasblick auf den fernen Meereshorizont, durch ein stark vergrößerndes Spektiv fotografiert. Der Inselausläufer rechts im Bild scheint hoch über der Wasserkante zu schweben, schaut aus wie ein quer ins Bild ragender Keil. Und das kleine Einmastersegel in der Bildmitte führt uns das Phänomen des "Fliegenden Holländers" vor Augen. Auch er schwebt - wegen der Spiegelungen - vermeintlich hoch über dem schwirrenden Wasser. Auf dem Inselausläufer ist jedoch die Spiegelungssymmetrie sehr schön zu erkennen. Sie hilft uns zu erkennen, auf welcher Höhe die Horizontlinie des Wassers tatsächlich verläuft. |
Zuhause in Müchen gibt es leider weder Meereshorizonte noch Fliegende Holländer. Das Mikroaquarium muss hier als homöopathischer Tröster herhalten. Nachdem unser "Rocharium" inzwischen als Premium-Mikroaquarium bekannt geworden ist, hat die Firma Ferrero nachgelegt und liefert auch ihre "Mon Cheri"-Pralinen nun konsequenterweise in einem sogar noch besser geeigneten Behältnis aus: |
Ein neues Mikro-Aquarium aus dem Hause Ferrero. Dieser elegant tiefergelegte "Mon Cheri"-Behälter mit den Maßen 15,3 cm x 7,85 cm x 4,5 cm paßt für unsere Zwecke, das heißt zur drastisch verkleinerten, jedoch immer noch funktionierenden Biosimulation des Mittelmeers noch besser als das vormalige "Rocharium" (man erinnere sich an unsere früher favorisierte "Ferrero Rocher"-Pralinenbox). Als Mikroaquarianer/in haben Sie somit nun die Wahl zwischen zwei zu beseitigenden Süßigkeiten: "Mon cheri" oder "Ferrero Rocher". Selbst falls Ihnen beide zu stark gesüßt vorkommen sollten, bliebe immer noch zu bedenken, daß es zu diesem Preis schlichtweg keine gleichwertige Aquariumsalternative gibt! Auf der Vorderseite ist wie immer unsere Wasserstandsmarkierung zu sehen, die sich als einfacher Verdunstungswarner bewährt hat. |
Dank der geringeren Höhe paßt dieses neue Mikroaquarium auch unter sehr preiswerte Stereomikroskope mit nicht allzu großem Arbeitsabstand: |
Das "Mon Cherie"-Mikroaquarium paßt sogar unter das billigstmögliche Stereomikroskop. |
Natürlich hat dieses stark verkleinerte Mittelmeer seine Grenzen, im doppelten Wortsinne. Insbesondere wachsende Bewohner stellen ein gewisses Risiko dar, wie man beim Blick auf die unten gezeigte, wunderschöne Meeressschnecke gut nachvollziehen kann. Wir können nur hoffen, dass sie nicht weiter wächst und uns womöglich eines Tages das harmonische Gleichgewicht im Mikromeer verdirbt. Bemerkt haben wir diese Schnecke im Mikroaquarium übrigens erst mehrere Monaten nach der Befüllung des Aquariums. |
Kleine Meeresschnecke, direkt im Mikroaquarium fotografiert. Körperlänge derzeit ca. 3mm. |
Wir hatten im letzten Journal versprochen, die
Meeresbärtierchen-Anatomie etwas eingehender zu betrachten. Wegen der Kleinheit und Transparenz ist
das in der Lebendbeobachtung zwar nicht ganz einfach, aber die Bärtierchen
im Mikroaquarium auf unserem Fensterbrett sind ja ganzjährig präsent,
so daß wir sie nach und nach immer besser kennenlernen können. |
Anblick eines Florarctus sp. bei niedriger Vergrößerung im Stereomikroskop. Unter diesen Bedingungen ist vorrangig der bilateral-symmetrisch gelappte Magen-Darm-Trakt zu erkennen. Von den Beinen und Krallen keine Spur, alles zu transparent oder zu klein. Auffällig sind jedoch noch kleine, rundliche, dunkle Strukturen, die sich auf dem Foto unterhalb des Magen-Darm-Traktes befinden, etwa in Richtung 7 Uhr. Auch wenn von einem klar erkennbaren Kopf hier nicht die Rede sein kann, läßt das gegenüberliegende Ende wegen seiner asymmetrischen Struktur den Schluß zu, daß sich hier der Hinterleib befinden dürfte (asymmetrischer Hinterleib mit Ovar, wie bei Batillipes erläutert) und daß die kleinen rundlichen Strukturen deshalb den Vorderleib markieren. Das ist nun wirklich keine großartige Erkenntnis, aber immerhin schon mal ein Anatomie-Anfang. Bildbreite ca. 1 mm. |
In der Frontalansicht zeigen sich ähnliche dunkle Strukturen. Sie werden besonders deutlich, wenn sich das Florarctus-Bärtierchen auf die Kamera zubewegt: |
Frontalansicht eines Florarctus sp. Bärtierchens. Intuitiv meint man, die beiden dunklen Flecken als Augen interpretieren zu müssen. Links und rechts vom Kopf sind die Ausläufer des arttypischen "Segelumhangs" zu erkennen. Bildbreite knapp 0,1 mm. |
Im "großen" Mikroskop präsentieren sich dieselben dunklen Strukturen des Florarctus in der Draufsicht wie folgt: |
Floractus in der Draufsicht. Kopfseite unten links, am sensorischen Antennwald zu erkennen. Die beiden roten Pfeile markieren die hier diskutierten, dunklen Strukturen im Kopfbereich, links und rechts von der nur andeutungsweise zu erkennenden Mundröhre. Das große dünne cuticuläre Segel auf dem Rücken des Tiers, quasi eine Art Regencape, hat zu wenig Kontrast um im mikroskopischen Hellfeld noch deutlich zu werden. Bildbreite ca. 0,15 mm. |
Langer Rede kurzer Sinn: Florarctus hat trotz seiner Transparenz und Kleinheit einige (leider wenige) Merkmale, die im Stereomikroskop gerade noch erkennbar sind. Bei den dunklen Strukturen könnte es sich vom Aussehen her um weit vorne gelegene Einschnürungen des Magens handeln - aber vielleicht auch nicht. Schreiben Sie uns doch einfach, wie Sie die beiden "Knödel" interpretieren! |
© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |