Bärtierchen im Supermarkt! - Beitrag aus dem Marien-Gymnasium in Werl --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- |
Bärtierchen besiedeln, wie die fleißigen Leserinnen und Leser bereits wissen, sehr unterschiedliche Lebensräume. In allen Fällen handelt es sich um sogenannte Lückensysteme: Dort durchstreifen die Bärtierchen wasserdurchzogene Kleinsträume. Die bis jetzt im Bärtierchen-Journal vorgestellten Lebensräume waren Moose, Flechten, Laub, Meeressediment - und Erdboden. Ein speziellerer, ebenfalls erdbodenartiger Lebensraum begegnet uns, trotz der sehr auf Sauberkeit bedachten Hochleistungs-Lebensmittelindustrie, im Supermarkt. Vereint im Regal finden wir eher ungewollt aussehende Bodenreste an Roter Bete und Meerrettich (Abb. 1), sowie neuerdings als absichtlich nicht gewaschen deklarierte Kartoffeln. Diese folgen somit einem Trend und betonen ihn mit der Aufschrift "Ungewaschen – weil schonend für die Kartoffel und nachhaltig für die Natur" (Abb. 2). |
Abb. 1: Meerrettich und Rote Beete mit Bodenresten |
Abb. 2: Ein neuer Trend - ungewaschene Kartoffeln |
Nika aus der Klasse 6 und Luca aus der Klasse 7 des
Marien-Gymnasiums in Werl gingen in ihrer "Jugend forscht"-Arbeit der Frage nach,
ob sich in den Bodenresten von Gemüse Bärtierchen befinden. Hierzu legten sie
das jeweilige Gemüse zunächst für drei Stunden in einen Eimer mit kaltem,
sauerstoffreichem Wasser. In dieser Zeitspanne können die Bärtierchen
erfahrungsgemäß aus ihrem Tönnchenstadium erwachen. Anschließend
wurde das Gemüse vorsichtig mit einer weichen Zahnbürste
geschrubbt und das bodenhaltige Wasser durch ein Sieb mit 20 µm Maschenweite
gegossen. Die im Sieb hängengebliebenen Bärtierchen konnten nun mit Hilfe einer
Spritzflasche in eine Petrischale überführt werden. Es folgte die übliche
Bärtierchenjagd am Binokularmikroskop. Und tatsächlich … an zwei von drei Gemüsesorten konnten
die fleißigen Jungforscher Bärtierchen finden! Da die Bärtierchen sich, trotz der
möglichst schonenden Ablösung vom Gemüse, nicht mehr bewegten und somit leider
nicht mehr lebendig waren, wurden sie präpariert und bestimmt. |
Abb. 3: Ramazzottius oberhaeuseri auf Roter Beete |
Abb. 4: Ramazzottius oberhaeuseri auf Roter Beete, mit Parasit |
Auf den Kartoffeln fanden sich Hypsibius convergens Bärtierchen (Abb. 5). |
Abb. 5: Tardigrade auf Kartoffeln |
Auf dem Meerrettich konnten keine Bärtierchen gefunden werden. Über die Ursachen können wir nur spekulieren. War er womöglich zu scharf für unsere achtbeinigen Freunde? Es ist ja bekannt, dass die Pflanzen im Laufe der Evolution reichlich Mittel ersonnen haben, um sich gegen Fressfeinde aller Art zu wehren. |
Fazit |
© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |