Zugegeben, das Zitat klingt ein wenig überspitzt, vor allem wenn man
bedenkt, dass beispielsweise marine Tardigraden die meiste Zeit ihres
Lebens damit verbringen, nach Staubsaugerart unaufhörlich und mit unendlicher
Geduld winzige Algen von den Sandkörnern am Boden der Ozeane abzuweiden.
Andererseits sei angemerkt, dass ein erwachsener terrestrischer Tardigrade sich
den Magen durchaus binnen weniger Sekunden füllen kann, nachdem er
eine appetitliche Closterium-Alge flugs zu leicht verdaulichem, grünem Brei
geschreddert hat.
Die Wahrheit liegt meist in der Mitte zwischen diesen zeitlichen Extremen:
Größere Tardigraden saugen ihre Nahrung mehr oder weniger genüsslich auf,
normalerweise über viele Minuten hinweg.
Manchmal ergeben sich hierbei jedoch klassische, bärtierchen-anatomisch bedingte Probleme,
etwa wenn ein Bärtierchen versucht, einen Algenfaden zu fressen und dieser quasi
unendlich lang erscheint (das Bärtierchen hat nun mal keinen Cutter, mit dem es die längliche
Mahlzeit nach Belieben beenden könnte).
Macrobiotus richtersi hat aus dem Längsfadenproblem offensichtlich gelernt,
sei es nun durch Evolution oder durch Lebenserfahrung. Viele Probleme im Leben
lassen sich eben mit Erfahrung und ein wenig Kreativität bewältigen:
Macrobiotus richtersi ist quasi ein Querfresser, kann deshalb längliche
Fadenwürmer fressen, ohne ein Langfaden-Fressrisiko einzugehen:
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