Step-wise? - neue LEDs fürs Mikroskop (Bärtierchen-Kaltlicht II) |
Abb. 1: Die mühsame Metamorphose der 230V Backofenlampe in Richtung brauchbare LED |
Die folgende Abb. 2 zeigt, wie die 24 LED-Elemente der oben gezeigten Lampe #4 auf einer verhältnismäßig kleinen, ebenen Fläche angeordnet sind: |
Abb. 2: Nahaufnahme der Leuchtfläche im gedimmten Zustand. Bei höherer Lichtintensität erscheinen die LED-Elemente als einheitlich weiße, blendend helle Fläche. |
Das wunderschöne Leuchtmittel hat, wie in Abb. 1 zu sehen, ein sogenanntes E14-Gewinde, d.h., das Gewinde einer althergebrachten Glühbirne der kleineren Sorte. Dank dieses Gewindes kann das Leuchtmittel in praktisch alle alten Mikroskop-Beleuchtungen eingeschraubt werden, die ursprünglich mit einer herkömmlichen 230V Backofenlampe ausgerüstet waren. Das sind sehr viele Ansteckleuchten, aber auch viele Einbauleuchten. Dies sei am Beispiel eines altehrwürdigen Hertel & Reuss Mikroskopes demonstriert: |
Abb. 3: Hertel & Reuss Mikroskop, Serien-Nr. 93380, Baujahr um 1970. Binokular, mit Fototubus (okay: trinokular). Wahlweise mit Hoch- oder Niedervoltbeleuchtung ausgestattet. Gemäß der herstellungszeitlichen Hertel & Reuss-Nomenklatur handelt es sich um ein "CN-hF-BINfo-VK-ZT" (zu dechiffrieren als: Modellreihe Cneu/Hoher Fuß/Binokularer Einblick samt Fototubus/Viereckiger Kreuztisch/Kondensorverstellung mit Zahn und Trieb). Der Listenpreis einer vergleichbar ausgestatteten CN-hF-Version belief sich im Jahr 1974 auf immerhin DM 1658.-- (netto), was kaufkraftbereinigt einem heutigen Preis von rund € 2000.-- entsprechen dürfte. |
Das Hertel & Reuss Lampengehäuse besteht, wie damals noch üblich, aus massiven Metallteilen (ja, ja, von den ungemein empfehlenswerten "modernen" Kunststoffen im Mikroskopbau haben wir gehört. In diesem Zusammenhang sei auf das einzige, notorisch reparaturanfällige Bauteil bei den alten Hertel & Reuss Mikroskopen hingewiesen: die Kunststoffschnecke des Fokustriebs!). Erfreulicherweise ist die Lampe mittels zylindrischer Exzenterfassung justierbar. Wir können die Lampenfassung einfach aus dem Mikroskop herausziehen und schrauben die neue E14-LED-Lampe an Stelle der alten E14-Bärtierchen-Dünstbirne ein. Wer will, kann sich natürlich nach wie vor komplizierte LED-Umbaulösungen für Hunderte von €€€ kaufen. Sollte uns die LED-Lampe mal nicht so ganz zu Willen sein, aus welchen Gründen auch immer, so können wir sie wieder herausnehmen und durch irgend etwas anderes aus dem ungemein breiten E14-Angebot ersetzen. Sie haben die Wahl - bis hin zur peinlichen Flackerkerze mit Totenkopf oder Kruzifix. |
Abb. 4: Hertel & Reuss Mikroskop, Rückseite mit einfach herausgezogenem Lampengehäuse. E14 Hochvolt-"Backofenlampe" (im doppelten Wortsinn) |
Abb. 5: Hertel & Reuss Mikroskop, Rückseite mit abgezogenem Lampengehäuse. Auf der Seite des Kabelanschlusses ist die exzentrische Anordung der Lampenfassung sichtbar (Justierfassung). Aus dem Vollen gedreht und praktisch unzerstörbar. |
Wenn wir nun die LED-Lampe einschrauben, haben wir eine fast ideale
Leuchte für die Bärtierchenmikroskopie: Kaltes Licht, ausreichend hell, preiswert,
dauerhaft, leicht, absolut reisetauglich, weil ohne Netzteil. |
Abb. 6: Netzteil des legendären "Mikrobenjäger"-Design-Mikroskopes. |
Es gibt jedoch alternativ auch jede Menge modernerer Mikroskop-Netzteile, die uns assoziativ in unterhaltsamer Weise daran erinnern, dass man heutzutage für die Beschaffung und Verkostung einer Tasse Espresso im Stadtzentrum von München selbstverständlich ein 300 PS SUV einsetzen muss: |
Abb. 7: Mikroskop-Lichtnetzteil eines hier anonymisierten, neuzeitlicheren Herstellers. Wohl Ende der 1980er Jahre gebaut. Vorderseite mit stufenlosem Leistungsregler und beleuchtetem Ein/Aus-Schalter. Innen gut gefüllt mit professioneller Elektronik. Untergebracht in einem zeittypischen, vergleichsweise bescheiden anmutenden Elektronikdiscounter-Gehäuse. Auf der Frontseite hätte vielleicht noch eine Stromanzeige im Stile von Steindorff Platz gefunden, zur Steigerung des Glamour-Faktors ... |
Abb. 8: Rückseite des oben gezeigten Mikroskop-Lichtnetzteils |
Wegen des proprietären Lampenkabelanschlusses darf nichts kaputtgehen und man
kann natürlich auch keine andere Lampe, beispielsweise mittels Bananenstecker anschließen -
ein verkaufstaktisch geschickter Schachzug. Von den 30 Watt Gesamtleistung werden leider 6 Watt,
d.h. die doppelte Leistung der oben propagierten LED, für den reinen Standbybetrieb benötigt (Power-Lampe, Ventilator,
Elektronik). Für die Lampe verbleiben dann logischerweise nur noch 24 Watt.
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© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |