[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]


Auch in diesem Bärtierchen-Journal geht es um den Wasserbären Cornechiniscus cornutus, allerdings -versprochen- zum letzten Mal. Schauen wir uns zunächst die eindrucksvolle und in ihrer Vielfalt bislang nicht vollständig verstandene Sensorik im Kopfbereich an, welche bei allen  Echiniscen  recht ähnlich gegliedert und ausgeformt ist (bis auf das Horn, das hat natürlich nur Cornechiniscus cornutus). Erfahrungsgemäß finden die Präpariernadel-Streichelversuche der Forscher bei den Echiniscen nur wenig Anklang, so daß man über die Funktion des gesamten Kopf-Instrumentariums nicht viel weiß. Schnurrhaare oder Unterwasser-Chemosensoren, irgendetwas in dieser Richtung muß es wohl sein.


[tardigrades cornechiniscus cornutus head]

Blick auf den Kopf von Cornechiniscus cornutus,
von der Bauchseite her, schematisch.
CMI: Cirrus medialis internus
CME: Cirrus medialis externus
P: Papilla cephalica
H: Horn
Sp: Speiseröhre
St: Stilett

Achtung: Die Papilla cephalica (P) erinnert zwar an ein Auge, die linsenförmigen, tiefer im Kopfinneren befindlichen Augen sind jedoch hier nicht eingezeichnet (vgl. nächstes Foto unten).


[tardigrades cornechiniscus cornutus]

Blick von oben auf den Kopf von Cornechiniscus cornutus. Während die Augen bei frontaler Betrachtung kugelförmig wirken, wird bei dieser Perspektive das gekrümmte Profil deutlich.


[tardigrades cornechiniscus cornutus]

Bei der Untersuchung der Geometrie des Kopfes von Cornechiniscus cornutus erreicht man schnell die Grenzen der räumlichen Darstellung im Lichtmikroskop:
Die Mundöffnung und die Cirri externi sind zwar hier recht gut zu sehen, die oben erwähnten Papillen und besonders die Cirri interni versinken jedoch schon fast wieder in der Unschärfe.


[tardigrades cornechiniscus cornutus]

Schärfeeinstellung auf die Cirri externi von Cornechiniscus cornutus bei nach vorne gestrecktem Kopf.
Unsere Vorstellungen von einem typisch ungarischen Schnurrbart bestätigen sich jedenfalls, das Tier kommt ja, wie im vorletzten Heft erklärt, aus Sümeg in Ungarn.


Cornechiniscus cornutus hat auch an den Hinterbeinen Papillen, bei denen wohl ebenfalls eine sensorische Funktion anzunehmen ist.


[tardigrades cornechiniscus cornutus]

Blick auf den Hinterleib von Cornechiniscus cornutus,
von der Bauchseite her.
P: Papille


Auch wenn es vielleicht nicht sehr spannend klingt: Die Struktur der Panzerplatten nimmt in der taxonomischen Fachliteratur einen breiten Raum ein und soll deshalb hier auch am Beispiel von C. cornutus gezeigt werden.


[tardigrades cornechiniscus cornutus ]

Panzerung von Cornechiniscus cornutus, Rückenansicht, schematisch.
Die Rumpfplatten I bis III sind in der Zeichnung grau eingefärbt. Die, für die Systematik wichtige, zusätzliche Panzerplatte am Hinterleib , in der Literatur meist "Rumpfplatte IV" genannt, ist hier rot eingetragen.
Werfen Sie bitte zum Vergleich nochmal einen Blick auf die Panzerung der "normalen" Echiniscen, wo eben diese Platte fehlt.
Echiniscen mit dieser zusätzlichen Panzerplatte wurden früher als Pseudechiniscen bezeichnet, deshalb hieß Cornechniscus cornutus früher Pseudechniscus cornutus.

Die Panzerplatten sind mit einem Muster aus in etwa gleichmäßig großen und in etwa gleichmäßig verteilten, annähernd halbkugelförmigen Pusteln bedeckt.


Was bleibt noch übrig? Zunächst mal einige scheinbare Widersprüche in der Fachliteratur, die wir als Amateure wohl nicht werden auflösen können:

Marcus  gibt für C. cornutus eine maximale Körperlänge von 216 µm an,
Dastych nennt Werte zwischen 172 und 290 µm,
bei Maucci lesen wir "Lunghezza fino a 460 µm"

In der kleinen Population aus Sümeg betrug die maximale Körperlänge 290 µm. Es ist demnach anzunehmen, daß andernorts wahre Riesen derselben Art beobachtet wurden. Vielleicht sollten wir jedoch derartige Details den Profis überlassen und hier ganz einfach nicht allzu wichtig nehmen.

Noch eine erfreuliche Nachricht in eigener Sache: Paul Joyce hat das Bärtierchen-Journal in den  Media Index der University of Exeter
aufgenommen, wo es nun gleichberechtigt neben "Hamster & Co", der Zeitschrift für die Nagerszene und "Marder Online", dem Frettchen-Magazin steht.



Literatur:

Ernst Marcus: Bärtierchen (Tardigrada). S. 114. Gustav Fischer Verlag, Jena 1928.
Walter Maucci (Hrsg.): Tardigrada. S. 165. Bologna 1986.
Hieronim Dastych: The Tardigrada of Poland. S. 58. Warszawa 1988.


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© Text und Fotos von  Martin Mach