Wilde Gestalten mit Löffelgelenken (Genus Ramazzottius) |
Bärtierchen Ramazzottius oberhaeuseri (älterer Name: Hypsibius oberhaeuseri), weiblich. Die Eizellen und deren Zellkerne sind andeutungsweise zu erkennen. Typische Körperlänge 300 µm. |
Schon in der schwachen Vergößerung erkennen
wir die rotbraune Bänderung, den ein wenig eingekrümmtem Rücken
und die unsymmetrisch ausgeformten Krallen, mit jeweils einem, sehr lang
ausgestreckten Krallen-Hauptast. |
Ramazzottius oberhaeuseri, Vorderleib.
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Ramazzottius oberhaeuseri hat exotische Kollegen, die noch ein wenig wilder wirken und deren Temperament das Photographieren erschwert. Wir haben uns trotzdem bemüht, die quirligen Charactere auf den Foto-Chip zu bannen - eigentlich ein paradoxer Anspruch, weil ja gerade auf dem CCD-Chip alles Bildliche ausgesprochen kurzlebig ist, fast so flüchtig wie ein alt-ehrwürdiger Firmenname in Zeiten des Fusionswahns. |
Bärtierchen Ramazzottius sp.
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Bärtierchen Ramazzottius sp.
Ebenfalls Aufnahme im Dunkelfeld.
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Bärtierchen Ramazzottius sp.
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Die wilden Gesellen haben sehr große und lange, nur nach einer Richtung hin abklappbare Krallenäste. Die Bewegung dieser lange Krallenäste erinnert uns ein wenig an einen Raucher, welcher mit dem Zeigefinger eine Zigarette abklopft (im Wasser gibt es natürlich nur Nichtraucher). |
Große "Ramazzottius"-Krallen
an einem Bärtierchenbein, hier an einer abgestreiften Cuticula aufgenommen.
Jedes der acht Beine hat eine derartige unsymmetrische Doppelkralle,
deren Einzelkrallen sich wiederum zu den vier Krallenenden hin verzweigen .
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Vergleichen Sie dieses Gelenk bei a) ganz einfach mit den Fotos eines Plastiklöffels unten. Sie werden wohl ebenfalls zu dem Schluß kommen, daß ein derartiges Gelenk nur in einer Richtung einklappen kann. |
Weicher Plastiklöffel, unverformt. |
Löffel, ein wenig in Vorzugsrichtung gebogen. |
Löffel, stärker in Vorzugsrichtung gebogen.
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Wir können nun darüber spekulieren,
worin der Sinn des Abklappens der langen Krallenäste besteht.
Wenn man die wilden Tierchen so durch das Moos klettern sieht, hat es jedenfalls
den Anschein, als seien die langen Haken zum Klettern und Weiterhangeln, insbesondere
zum Ertasten und Packen weit entfernter Moosblättchen von erheblichem Vorteil. Lese-Empfehlung:
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© Text und Fotos von Martin Mach |