USB-Mikroskop (II) |
Demo-Aufnahme mit dem No-name USB-Mikroskop (Ebay). Oberfläche eines schwarzen Leder-Geldbeutels. Das Mikroskop arbeitet aus dem tiefen Schwarz des Objekts eine graphisch interessante Narbenstruktur heraus. Einstellung "25x". Bildbreite knapp 4 mm. |
Diese graphische Struktur gefällt. Allerdings erscheinen die
Kontraste etwas unnatürlich und die Detaildefinition könnte durchaus besser sein.
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Demo-Aufnahme mit dem No-name USB-Mikroskop. Eprom (Computerchip). Einstellung "25x". Bildbreite knapp 4 mm. |
Auch diese Aufnahme hat durchaus eigenen Charme, ist sehr wohl geeignet, den im Computerchip materialisierten Intellekt seiner Entwickler zu manifestieren. Betrachten wir nun die nächste Aufnahme, mit etwas mehr Rand, in diesem Fall einer Kunstharz- oder Keramikoberfläche ohne geometrische Strukturen. Hier fallen nun leider die, für ein einfaches USB-Mikroskop wohl typischen, Bildkompressionsartefakte stärker auf: |
Demo-Aufnahme mit dem No-name USB-Mikroskop. Eprom (Computerchip). Oben und links im Bild werden pixelige, rechteckige Artefakte erkennbar. Einstellung "25x". Bildbreite knapp 4 mm. |
Bärtierchen haben keine rechtwinkligen, technoiden Strukturen, an denen sich unser Auge und Hirn quasi blind entlanghangeln könnten. Das folgende Bild zeigt ein Bärtierchen-Tönnchen (Trockenstadium) in der maximalen Vergrößerung des USB-Mikroskopes. Im Gegensatz zu den oben gezeigten Chipstrukturen fällt der, hier aquarellartig wirkende, stark verfremdete Bildcharakter besonders deutlich ins Auge. |
Demo-Aufnahme mit dem No-name USB-Mikroskop. Bärtierchen-"Tönnchen". Einstellung "200x". Bildbreite knapp 1 mm. |
In der Gegenüberstellung mit einer am MBS-10 Stereomikroskop entstandenen Aufnahme (unten) wird klar, daß das Stereomikroskop eine natürlicher wirkende Bildqualität und vor allem weniger Artefakte liefert. Nebenbei bemerkt erhebt das Stereomikroskop auch nicht den Anspruch einer "200x"-Vergrößerung. |
Vergleichsaufnahme des selben Tönnchens im MBS-10 Stereomikroskop. Bildbreite ca. 1 mm. |
Man könnte nun argumentieren, daß das USB-Mikroskop
in seiner Detailauflösung vom "richtigen" Stereomikroskop gar nicht
so weit entfernt sei. Völlig korrekt. Die (entscheidenden) Differenzen liegen
im praktischen Nutzwert und in der sehr unterschiedlich gelungenen Handhabung:
Das USB-Mikroskop zeigt immer nur einen vergleichsweise winzigen Objektausschnitt.
Es ist deshalb wesentlich schwieriger, ein kleines Objekt schnell aufzufinden,
einen Überblick zu gewinnen und sich beispielweise in einer Petrischale zu orientieren.
Hat man dann erst einmal das Objekt, z.B. ein Bärtierchen, im Blickfeld, gerät das Feinfokussieren
mit dem USB-Mikroskop schnell zum Nervenkrieg, vom geringen Arbeitsabstand gar nicht zu reden.
Weiterhin offenbart der unmittelbare Vergleich zwischen dem LED-Bildschirmbild des USB-Mikroskopes
und dem stereomikroskopischen Okulareinblick, daß die Computer-Bildschirmauflösung,
wie wir sie beispielweise zur Computer-Textverarbeitung verwenden, nicht im enferntesten
mit der wunderbaren visuellen Klarheit des Stereo-Mikroskopbildes konkurrieren kann.
Beim USB-Mikroskop besteht das Bild eben immer aus noch erkennbaren Pixeln, ohne
jeglichen räumlichen Effekt. Am Stereomikroskop hingegen meint man,
adlergleich über dem Präparat zu schweben! Wahrnehmungstheoretiker
würden es vielleicht als "Immersionsgefühl" bezeichen, wir
nennen es ein ganz normal-wunderbares Mikroskopie-Erlebnis ... |
"CoolingTech"-Software des USB-Mikroskopes mit vielen Betätigungsmöglichkeiten. |
Es fällt uns somit, wie Sie gesehen haben, schwer, das USB-Mikroskop wirklich zu verdammen. Andererseits sollten wir uns nichts vormachen: Wenn wir den Bärtierchen näher kommen wollen, ist es das falsche Gerät. |
© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |