Die Bärtierchen-Live-Beobachtung (im Freien!), Teil I, Technik |
Abb.1: LED-Lupe, 10fach vergrößernd, fernöstliches no-name Produkt. Metall und Glas, sehr solide. Offensichtlich hochwertige, sehr scharf und kontrastreich zeichnende, vergütete Optik. Durchmesser 45 mm, Höhe (eingeschraubt) 50 mm. Diese Lupe liegt gut in der Hand und ihre große Rändelschraube fokussiert butterweich. Geradezu zauberhaft im Gehäuse versteckt sind die Knopfzellen, welche 8 LEDs mit Strom versorgen. Links im Bild: der weiße Einschalt-Schieber für die LED-Beleuchtung. Dank des transparenten Fußes könnte man sogar ohne das LED-Licht, beispielweise auch mit seitlich eingestrahltem UV- oder extremem Schräglicht arbeiten. Unten im Fuß befindet sich eine abnehmbare Glasscheibe mit einer 2 cm breiten Meßskala (1/10 mm-Teilung). |
So wunderbar solide und hochwertig das Produkt sich auch anfühlen mag - es hilft nichts: 10fache Vergrößerung reicht einfach nicht aus. Hinzu kommt das nagende Gefühl, mit Nase und Optik zu dicht am (naturgemäß nassen) Objekt zu sein. Ein einstufig vergrößerndes System wie eine Lupe hat nun mal zwangsläufig einen vergleichsweise geringen Arbeitsabstand. Summa summarum ist diese LED-Lupe zur Bärtierchen-Live-Beobachtung leider nicht geeignet. |
(2) Ein weiterer Versuch, mit einem seltenen, ultrakleinen Auflichtmikroskop samt eingebauter LED-Beleuchtung brachte ebenfalls nicht das gewünschte Ergebnis. |
Abb.2: Wirklich schnuckelig: Ein ultrakleines Auflichtmikroskop, 50fach vergrößernd, ohne Markenbezeichnung. Aus Metall und Glas. Mit Hilfe des metallischen Dreibeinfußes auf das Untersuchungsobjekt aufsetzbar. Durchmesser 35 mm, Höhe 105 mm. 4 mm Meßskala mit bizarrer 1/20 mm-Teilung. Beleuchtung mit 6 LEDs zuschaltbar. Sehr gute Bildschärfe in der Bildmitte, zum Rand des Gesichtsfeldes hin allerdings extrem nachlassend (im Falle der Bärtierchen kein Problem). |
Dieses schicke Gadget wirkt recht solide, und es kann sicherlich als materialkundliches Inspektionsinstrument gute Dienste leisten. Das Spezialobjektiv nagelt uns jedoch auf eine einzige, zu hohe, 50fache Vergrößerung fest. Bei der Beobachtung im Freien ergibt sich eine hervorragende Detailauflösung. Wegen des hierbei zwangsläufig stark reduzierten Gesichtsfeldes und der geringen Schärfentiefe werden wir jedoch die Bärtierchen erst nach längerer Suche finden. Fazit: Ebenfalls nicht optimal, für Bärtierchen-Screening einfach zu hoch vergrößernd. |
(3) Das in Abb. 3 gezeigte, kleine Stereomikroskop gibt es, im wesentlichen baugleich, mit verschiedenen Firmen-Labels und zu recht unterschiedlichen Preisen im Internet und bei manchen Optikern zu kaufen. Ideal wäre es, wenn man - nach dem Entfernen der weißen Objektplatte - durch die dann freie Öffnung hindurch, bis auf die Standfläche hinunter fokussieren könnte. Dann hätte man ein kleines, leicht transportables Gerät mit Binokulareinblick, zum einfachen Aufsetzen auf die jeweils interessierende, bemooste Fläche. Gibt es leider nicht von der Stange zu kaufen. |
Abb.3: Das kleine, portable Stereomikroskop, welches von einem deutschen Importeur vermarktet wird. Auch wenn die Amateure gerne über diese Firma herziehen, besteht kein Grund zur Besorgnis. Produziert wurde es andernorts, mit offensichtlich respektablem Ergebnis, irgendwo im fernen Osten. Die optische Qualität ist für unsere Screening-Anwendung absolut ausreichend. Die Okulare verfügen über einen moderat weitwinkligen Einblick, ebenfalls ausreichend. 20fache Vergrößerung und das simple, kaltweiße LED-Auflicht sind für unsere Aufgabenstellung ideal. Die Fokussierung erfolgt mit Hilfe einer wabbeligen Rutschkupplung auf Gummiplatte (zeitgemäß, "just in quality"). |
(4) Eine kleine Umbaumaßnahme erlaubt die Absenkung der Fokusebene. |
Abb.4: Gleichartiges Stereomikroskop, jedoch nun für unsere geplante Live-Beobachtung optimiert, mit tiefergelegter Fokusebene. Mit etwas Schrauben/Bohren (für doppelte Linkshänder: Kleben) lässt sich die schwarze Fokus-Riffelplatte an der Stativstange nach unten verlegen, so dass die Fokusebene nicht mehr auf Höhe des Objekttisches liegt, sondern viel tiefer reicht. Ein derart modifiziertes Mikroskop können wir unbesorgt auf mit Moos bewachsene Stein- oder Betonflächen aufsetzen, erreichen eine stabile Positionierung und ein scharfes Bild. Die zu untersuchenden Oberflächen dürfen dabei klatschnass sein (unsere Optikteile befinden sich ja viel weiter oben, in sicherem Abstand von der nassen Welt). |
Nach diesem Umbau können wir bei ausreichend feuchten Umweltbedingungen die Bärtierchen direkt im Freien, in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten (!). Mehr dazu im nächsten Journal. |
© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |