Die Oktober-Ausgabe des Bärtierchen-Journals
will einen ersten Eindruck von der Schönheit der Tardigraden-Eier
vermitteln, ohne gleich allzu tief in die recht komplexe Thematik einzusteigen.
Trotzdem müssen wir vorab -nur ganz kurz- einen Blick auf die
Rahmenbedingungen werfen: |
Bei normaler Häutung von Milnesium tardigradum abgestreifte Hauthülle mit zwei ca. 100 µm langen Eiern |
Vier Eier einer anderen Bärtierchenart (Echiniscus sp.) in Hauthülle. Deutlich zu sehen sind die Struktur des abgeworfenen Hautpanzers der Mutter sowie die in den Eiern bereits klar ausgeprägte, rote Farbe der kleinen Echiniscen. Erwachsene Exemplare dieser Spezies haben Sie auf der ersten Seite des Eingangsbildschirms und oben auf dem Journal-Titelkopf gesehen. |
Im Gegensatz zu den oben gezeigten, in die alte Haut abgelegten Eiern, deren Oberfläche glatt ist, tragen die frei abgelegten Eier meist kunstvolle Verzierungen, sogenannte Eifortsätze, wie das hier unten abgebildete Ei eines Bärtierchens aus der Macrobiotus hufelandi - Gruppe. |
Einzeln frei abgelegtes Ei von Bärtierchen aus der
Macrobiotus hufelandi-Gruppe. Größe ca. 100 µm |
Leider sind die Eier schwierige Objekte für das Lichtmikroskop. Mal ganz
abgesehen davon, daß sie nicht leicht zu finden sind, haben sie folgende
ungünstige Eigenschaften: Sie sind wenig lichtdurchlässig und liegen
wegen ihrer Dicke nie als Ganzes im ohnehin recht knapp bemessenen
Schärfentiefenbereich des Lichtmikroskopes. |
Die beiden Schwarzweiß-Bilder unten zeigen Computer-Modelle, welche ich nach eigenen Beobachtungen an in München vorkommenden Bärtierchen-Eiern mit Hilfe eines sogenannten Raytracer-Programmes errechnet habe. An diesen Modellen läßt sich besser ersehen, daß sich die Eifortsätze typischerweise in etwa gleichmäßig, aber nicht streng geometrisch geordnet über die gesamte Oberfläche des Eies verteilen. Ian M. Kinchin (s. unten bei Literatur) erklärt in seiner Bärtierchen-Monographie die mutmaßlichen Funktionen der Eifortsätze: Anker zum Festmachen am Untergrund oder an transportierenden Tieren |
Und schön anzusehen sind sie auch noch: |
Computermodelle von Bärtierchen-Eiern. Rechts: Leicht ovales Eis von Macrobiotus hufelandi |
Sehr schöne Zeichnungen von Tardigraden-Eiern finden sich in
der unten genannten Monographie von MARCUS. Hier zeigt sich eine erstaunliche
Vielfalt unterschiedlichster Formen und Strukturen. MARCUS präsentiert
in seinem Buch Eier, die aussehen, als seien sie mit Blumen bewachsen.
Andere Tardigraden-Arten wiederum produzieren kunstvoll durchbrochene,
streng geometrische Wunderwerke - es ist einfach unglaublich. |
Im November-Journal werden wir uns weiter mit den Eiern der Bärtierchen befassen. Unter anderem wird anhand einer kurzen Filmsequenz zu sehen sein, wie lebhaft die kleinen Tardigraden schon vor der Geburt in den Eiern strampeln! |
Links und LiteraturverweiseErnst Marcus: Bärtierchen (Tardigrada). Gustav Fischer Verlag, Jena 1928.
|