In Ausgabe 26
des Bärtierchen-Journals hatten wir einige charakteristische
Merkmale des äußerst seltsamen Bärtierchens
Cornechiniscus cornutus angesprochen. Da es nur sehr
wenige Tardigraden mit Hörnern gibt, fiel uns
im besagten Fall die Artzuordnung leicht. Wir haben nun also dem Bärtierchen
aus Sümeg (in Ungarn) den richtigen Namen zugewiesen.
Zufrieden?
Die genannten Artmerkmale charakterisieren dieses Lebewesen natürlich
lediglich in taxonomischer Hinsicht. Andere, bemerkenswerte Eigenschaften
können jedoch nicht so leicht in Worte umgesetzt werden und bleiben unberücksichtigt.
In den Lehrbüchern ist es natürlich nicht möglich,
Cornechiniscus cornutus in allen Facetten vorzuführen. Meist reicht
es aus Kosten- oder drucktechnischen Gründen nur für eine
einzige Strichzeichnung, ganz zu schweigen von jenen Publikationen, die völlig ohne Abbildungen auskommen müssen. Farbabbildungen oder gar Filme, wie
hier im Internet, sind natürlich völlig illusorisch. Deshalb werden die
Tardigraden in der Fachliteratur meist von oben, mit Blick auf den Rücken
gezeigt. Auf die Menschen übertragen bedeutet dies, daß das betreffende Individuum
sozusagen mit dem Bauch auf dem Sofa liegend, mit dem Gesicht nach unten,
von der Zimmerdecke aus fotografiert wird - eine Portraittechnik, die beim
Menschen als doch eher ungewöhnlich empfunden werden würde. Ein Gesicht
bekommt man jedenfalls auf diese Weise im Foto nicht zu sehen.
Manchmal werden in der neueren Fachliteratur auch Fotos aus dem Rasterelektronenmikroskop
(REM) eingestreut. Würde man einen Menschen im
REM portraitieren, so wären z.B. Pupillen, Irisfarbe und Teint nicht sichtbar,
wir würden ein wahres Monsterbild erzeugen. Genauso ist es auch bei
den Bärtierchen: Die Augen und den, für uns so reizvollen
Gesichtausdruck sehen wir nur im Lichtmikroskop.
Im Kontrast und in Ergänzung zur Lehrbuchdarstellung werden wir deshalb
hier Cornechiniscus cornutus aus ungewohnter
Standbild-Perspektive und in kurzen Videosequenzen betrachten. Ich hoffe, daß
Ihr Browser und PC mithalten.
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