Tatsächlich haben sich die technischen Einrichtungen und
Möglichkeiten zur Mikrophotographie in den letzten Jahren drastisch
verbessert. Die Freizeit muß allerdings zwischen immer mehr
konkurrierenden Aktivitäten aufgeteilt werden, welche wir uns typischerweise
selbst eingebrockt haben, denken wir nur an das Löschen lästiger Werbe-E-Mails.
Es ist sicherlich kein Zufall, daß jüngst
im Internet der Begriff "zeitnah" als Unwort des Jahres vorgeschlagen
wurde. Manch einer unter uns fühlt sich schon wie bei "Momo" und meint,
mit dem Rücken zur Wand gegen die "Zeitdiebe" kämpfen
zu müssen.
Das Bärtierchen-Journal kann natürlich weder auf die aktuellen
Management-Moden noch auf die Entwicklung sprachlicher Sumpfblüten Einfluß
nehmen.
Wir wollen hier nur ganz bescheiden auf eine technische Möglichkeit
hinweisen, welche dem Amateur Langzeit-Photodokumentationen am Mikroskop wesentlich
erleichtert:
Häufig wird übersehen, daß fast alle modernen CCD-Kameras direkt vom
Computer angesteuert werden können. Es scheint so, als würden
auch renommierte Kamera-Hersteller ihrer Digitalkamera beim Verkauf nur noch
die Software "Mein süßes Album vom Hund" beilegen. Im Internet finden sich
jedoch erfreulicherweise viele professionelle Lösungsvorschläge, mit deren Hilfe
sich Kameras unterschiedlicher Marken automatisch fernsteuern lassen,
wobei Photos in fast beliebigen Zeitabständen aufgenommen und gleich
auf die Computerfestplatte überspielt werden können (auf Neudeutsch
"Time-Lapse-Technik").
Bitte beachten Sie beim Basteln, daß unbeaufsichtige Elektrogeräte,
insbesondere alte Computermonitore und netzbetriebene Beleuchtungen
in Ihrer Abwesenheit Brände verursachen können. Verwenden Sie
deshalb möglichst Kaltlicht-Taschenlampenbeleuchtungen, achten Sie
auf eine gute Belüftung des Computers, schalten Sie unbedingt den Monitor aus
und hüten Sie sich vor minderwertigen oder unterdimensionierten
Steckernetzteilen.
Die Redaktion verwendet für die Zeitrafferaufnahmen ein Freeware-Programm der Firma
Pinetreecomputing. Mit diesem Programm wird eine Olympus-CCD-Kamera angesteuert,
wobei alle 30 Sekunden ein Mikrophoto aufgenommen wird. Das hört sich
zunächst nach relativ wenigen Bildern an, aber wenn Sie mal nachrechnen,
ergibt das immerhin 2880 Stück in 24 Stunden. Die Einzelaufnahmen lassen
sich dann wieder zu einem Film zusammenfassen, wobei vieles zu sehen ist, was man sonst
verpassen bzw. wegen der Langsamkeit der Veränderung übersehen würde: |