Die merkwürdigsten Fundorte Nachdem wir in der letzten Ausgabe typische Bärtierchen-Fundorte in Ihrer Nähe und deren Auswertung besprochen hatten, wenden wir uns nun ungewöhnlicheren Fundorten zu: Evelyn Du Bois-Reymond Marcus berichtet in den Studies on the Fauna of Curaçao über einen Fund bei "lat. 43° 4´ N, long. 31° W". Schauen wir einfach auf den Globus: |
Links sehen wir, daß die angegebenen geographischen Daten sich auf einen
Ort mitten im Atlantik beziehen. Aus dem Ausschnitt rechts wird deutlich,
daß sich der betreffende Ort einige 100 km nördlich der Azoren und knapp
2000 km westlich von Portugal, mitten im offenen Meer befinden muß.
Andererseits schreibt Kaestner in seinem zoologischen Lehrbuch, daß
Bärtierchen zwar im Wasser leben, jedoch n i c h t
schwimmen können! |
Das Bärtierchen Coronarctus tenellus
wurde im Indischen und Atlantischen Ozean in Tiefen zwischen 400 und 3700 m(!)
festgestellt (Kinchin, S. 94). |
Das kosmopolitische Bärtierchen
Milnesium tardigradum
wurde laut Marcus
gefunden in: Spitzbergen, Novaja Semlja, Norwegen (nördliches), Lappland,
Finnland, Süd-, Mittel- und Nordschweden, Südwestschweden, Gotland, Bornholm,
Faröer, Shetlandinseln, Orkneyinseln, Schottland, Irland, Niederlande,
Kiel, mecklenburgische Küste, Rügen, bei Berlin, Mark Brandenburg,
Taunus, Süddeutschland, Schwarzwald, Schweizer Jura, Schweizer Alpen (bis 4000m),
Genfer See (bis 40 m tief), Rhätikon, Lüner See, Vallüla (2800m),
bei Paris, Gibraltar, Comer See, Bellagio, Bukowina, Himalaja (6000m
(!)), Sumatra,
Java, Ost-Lombok, Teneriffa, Australien, Neuseeland, Kanada, Peru, Paraguay,
Chile, Feuerland, Falklandinseln, Südgeorgien ... |
Rekord unter dem Eis Im Rahmen der Kampagne Islandsis 98 erzielte der französische
"Gletscheronaut" Janot Lamberton bei seinem Abstieg auf 202 Meter
Tiefe in einem grönländischen Gletscher einen neuen Rekord.
Er ist in das Innere des Eises über einen "moulin"
("Mühle") genannten, kurzlebigen und sehr tiefen Schacht
eingedrungen, den ein vom Schmelzwasser während des kurzen arktischen
Sommers gespeister Bach gegraben hatte. Diese sportliche Leistung erlaubte
auch eine Vertiefung der Kenntnisse der Wissenschaftler über
die Tardigrada (Bärtierchen), wenige Zehntelmillimeter große
Organismen, die die Besonderheit haben, daß sie das Einfrieren im
polaren Winter überleben. Wenn es gelingt, diesen Mechanismus zu
entschlüsseln, könnten sich dadurch wirksame Techniken für
das Einfrieren von Organen für Transplantationen ableiten lassen. |
Ursprüngliche Quelle:
www.diplomatie.gouv.fr |
In der nächsten Ausgabe des Journals werden wir uns ein wenig ausgiebiger mit den zum Teil recht bizarren Eiern der Bärtierchen befassen. Hoffentlich bis bald ... |
© Text, Abbildungen, Repro und Animation von Martin Mach Literatur:Alfred Kaestner: Lehrbuch der speziellen Zoologie. 3. Auflage, Bd. I, Teil 1,
S. 596.
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