Nachdem wir die Außerirdischen-Debatte
der Juli-Ausgabe vorläufig ad acta gelegt haben, kommen wir diesmal zu einem weniger
umstrittenen Thema: Atmung und Kreislauf der Bärtierchen. |
Rücken eines lebenden
Heterotardigraden (Echniscus sp.) mit gekörnten, gegeneinander verschiebbaren Panzerplatten
und Dornen. Bildbreite ca. 250 µm.
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Natürlich stellt sich die Frage, wie der diesem Panzer innewohnende und
durchaus lebendige Organismus mit Sauerstoff versorgt wird. Man geht davon
aus, daß mangels Herz, Blut, Lunge usw. als einzige Lösung eine Atmung
durch Sauerstoffdiffusion in Frage kommt: Mit anderen Worten, die
Tiere sind so klein, daß der Sauerstoff trotz Panzerung immer noch problemlos
in das Körperinnere eindringen kann!
Bei größeren Lebewesen mit entsprechend größerem
Körpervolumen wären die Versorgungswege zu lang. Deshalb muß der Sauerstoff
bei den Großen durch spezielle Vorrichtungen wie Tracheen, Kiemen, Lungen usw.
transportiert werden. Nur dann steht er in ausreichender Menge und genügend
schnell zur Verfügung.
Wie wir sehen, haben die Bärtierchen auch in dieser Situation durch ihre
geradezu irrwitzige Miniaturisierung die Nase vorn und können trotz
vergleichbarer Leistungsfähigkeit auf komplizierende Einrichtungen
größerer Lebewesen verzichten. |
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Eutardigraden-Bärtierchen Milnesium tardigradum. |
Die schnelle Umwälzung bietet alle Vorteile
eines Kreislaufs im strengen Sinne, ohne jedoch entsprechende Gefäße
und Pumpeinrichtungen zu benötigen.
Die Körperhöhle übernimmt hierbei die Rolle der
Transportleitung, statt eines Herzens fungiert die Körperbewegung
als Umwälzpumpe. Im Film ist gut zu erkennen, daß ein erheblicher
Druck aufgebaut und viel Volumen transportiert wird. Natürlich ist die
resultierende Bewegung nicht gerichtet, so daß ein Kreislauf im strengen Sinne
nicht vorliegt. Andererseits erfüllt das gezeigte System alle lebensnotwendigen
Anforderungen und hat im Endeffekt die gleiche Wirkung wie der Kreislauf bei
größeren Lebewesen. Literatur
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© Text und Mikrofotos von Martin Mach