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USB-Mikroskop (I)

Wer heute im Internet den Suchbegriff "USB Mikroskop" oder das polyglottere "USB microscope" eingibt, wird mit Angeboten geradezu überhäuft. Ein typischer Vertreter ist das im Folgenden abgebildete Instrument, das ab etwa 15 € frei Haus geliefert wird - vom immer fleißigen, immer abgehetzten Kleinspediteur.


[ USB-Mikroskop (Ebay) ]

No name USB-Mikroskop (Ebay), mit eingebauter LED-Beleuchtung, einfachem Stativ und Eichmaßstab aus transparentem Kunststoff. Das LED-Licht kann mittels Drehknopf (hier rechts im Bild) gedimmt werden.

Was unsere Aufmerksamkeit weckte, waren die teils recht positiven Besprechungen im Internet - allerdings aus durchwegs fachfremden Regionen. Auch den Hinweis auf die integrierte Objektvermessungssoftware fanden wir angesichts des moderaten Preises bemerkenswert. Man sollte allerdings kein optisches und mechanisches Präzionswerk erwarten. Der Blick ins "Gesicht" offenbart neben einem sportwagenmäßigen Beleuchtungsapparat lediglich ein kleines, schwarzes Loch - und mit derartigen Objektiven haben wir natürlich schon andernorts eher gemischte Erfahrungen gemacht.



[ USB-Mikroskop (Ebay), Frontalansicht ]

USB-Mikroskop (Ebay), Frontalansicht mit Blick auf die 8 LEDs und den etwa ringfingerdicken Tubus mit der Frontlinsenöffnung.
Die Objektivlinse ist ein Stück weiter hinten angebracht und deshalb auf dem Bild kaum zu erkennen.


An Bedienelementen stehen zwei Köpfe (Fotoauslöser und stufenweises Zoom) sowie ein großes, silbriges Rändelrad zur Verfügung, welches in raffinierter Weise gleichzeitig die Vergrößerung und den Fokus einstellt. In linker Position wird bei 25facher Vergrößerung fokussiert, in rechter Position bei 200facher.

Die weitere Bedienung erfolgt am Computer über eine schon recht respektable Software, mit unterschiedlichen Vorschaubildgrößen, Maßstabseinblendung usw.

Als kostenlose Zugabe erhält man den eingangs abgebildeten Maßstab mit einfacher Millimetereinteilung, wie beim Geodreieck. Einerseits sicherlich deutlich besser als nichts, jedoch im Bereich der Mikroskopie, wo man eher in 1/1000 mm-Schritten (Mikrometer, "µ") denkt, wohl dann doch ein wenig zu grobschlächtig? Zum Abschätzen des ungefähren Gesichtsfeldes bei Einstellung "25x" und "200x" eignet sich der Maßstab jedoch blendend, wie auf den beiden folgenden Abbildungen zu erkennen ist.



[ USB-Mikroskop (Ebay), bei Einstellung "25x" ]

USB-Mikroskop-Gesichtsfeld bei Einstellung "25x". Bildfeld knapp 4 mm.

[ USB-Mikroskop (Ebay), bei Einstellung "200x" ]

USB-Mikroskop-Gesichtsfeld bei Einstellung "200x".
Bildfeldbreite, ganz grob geschätzt, ca. 0,5 mm.

Internet-Mikroskopwerbungen greifen gerne auf extrem kleinformatige Demobilder zurück, gelegentlich sogar bei teuren Geräten. Schauen Sie sich die Werbungen doch mal im Hinblick auf dieses Qualitätskriterium an!
Böse Zungen könnten nun anmerken, daß auf diese Weise die teils mangelhafte Bildqualität der Produkte leichter zu verschleiern sei. Es versteht sich jedoch von selbst, daß wir uns von dieser absolut misanthropen Sichtweise hier strengstens distanzieren!

Um Ihnen eine Vorstellung von der Bildqualität des USB-Mikroskopes zu vermitteln, zeigen wir zunächst ein Foto in der standardmäßigen, mittelgroßen Bildauflösung des Bärtierchen-Journals (590 Pixel Breite), und zwar von einem Objekt, das wohl allen unseren Leserinnen und Lesern zumindest gelegentlich zur Verfügung steht. Und direkt anschließend ein Foto, das mit unserem
MBS-Stereomikroskop  russischer Produktion aufgenommen wurde:


[ USB-Mikroskop (Ebay), Beispielbild ]

10 € Geldschein, Detail, mit No Name USB-Mikroskop aufgenommen, Einstellung "25x".
Bildfeldbreite ca. 3,5 mm.

[ MBS-10 Stereomikroskop, Vergleichsbild (Detail) ]

10 € Geldschein, Detail, mit MBS-10 Stereomikroskop aufgenommen.
Bildfeldbreite ca. 1,5 mm.

Auf den ersten Blick scheint sich das USB-Mikroskop ganz wacker zu schlagen, schließlich kommen beide Geräte bei diesem Abbildungsmaßstab schon leicht ins Schwimmen und lassen Auflösungsmängel erkennen. Wir sollten jedoch nicht vergessen, daß das MBS-10 Referenzbild in Wirklichkeit nur einen winzigen Ausschnitt des tatsächlichen MBS-Gesamtbildes mit stattlichen 12 mm Objektbreite zeigt:


[ MBS-10 Stereomikroskop, Vergleichsbild ]

10 € Geldschein, Detail, mit MBS-10 Stereomikroskop aufgenommen.
Bildfeldbreite ca. 12 mm. Der kleine Rahmen zeigt den weiter oben wiedergegebenen Detailausschnitt.

Folgendes, etwas deprimierendes Resümee liegt nun auf der Hand: Da das erste MBS-10 Bild nur einen winzigen Ausschnitt des tatsächlichen MBS-10 Gesichtsfeldes wiedergibt, ist die flächenbezogene Detailfülle des MBS-10 um etwa Faktor 50 (!) größer.


Wie sich das alles im Falle der Bärtierchen auswirkt, werden wir im nächsten Journal darstellen.



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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach