Die Gattung Macrobiotus

[Macrobiotus-Bärtierchen (jpg-Datei)]


Macrobiotus-Bärtierchen. Vorderkörper. Bildbreite ca. 150µm


Die Definition der Bärtierchen-Gattung Macrobiotus geht auf den Hofrat Schultze aus Greifswald zurück. Er beschrieb im Jahr 1834 die erste Bärtierchenart der Gattung Macrobiotus, Macrobiotus hufelandi.
Lesen Sie Schultzes Originaltext  hier im Bärtierchen-Journal !


Als wohl wichtigste, charakteristische Merkmale der Gattung Macrobiotus werden die Krallenform und die Ausrichtung der Krallenäste angeführt:


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Krallen eines Macrobiotus-Bärtierchens. Neu gezeichnet nach Marcus (s. Lit)


Die Bauteile des Mundapparates sind ebenfalls wichtige taxonomische (d.h. der Artbestimmung dienende) Merkmale:


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Abb.: Mundapparat eines Macrobiotus-Bärtierchens (Macrobiotus cf. hufelandi). Erläuterungen:
(1) Makroplacoide: verhärtete Partien im Kaumagen, bilden zusammen die sogenannten Schlundleisten, welche zum Kauen dienen. Form und Anzahl sind für die Artbestimmung wichtig
(2) Sogenanntes Komma, Merkmal zur Artbestimmung, kann fehlen
(3) Inneres des Speiseröhre. Die Speiseöhre ist bei der Gattung Macrobiotus gerade, nicht biegsam und von vergleichsweise großem Durchmesser
(4) Für die Gattung Macrobiotus charakteristisch sind die beiden kräftigen, stark gebogenen Stilette, welche zum Anstechen von Pflanzenzellen dienen (Videoclip: Stilette in Aktion)
(5) Stilettscheiden, welche die Stilette im Ruhezustand aufnehmen. Die Stilette können durch die, auf dem Foto erkennbaren, senkrechten Schlitze der Stilettscheiden nach vorne durch die Mundöffnung ausgefahren werden
(6) Mundöffnung, hier ein runder "Kußmund"
(7) Muskulatur des Kaugmagens, welche zum Ansaugen flüssiger Nahrung und, zusammen mit den Schlundleisten, zum Zerkauen größerer Partikel dient
(8) Stilettträger. Die Stilettträger sind seitlich an der Speiseröhre befestigt und dienen zur federnden Lagerung der Stilette


Macrobioten bewegen sich meist schneller als die hier im Journal häufig abgebildeten, roten Bärtierchen der Gattung Echiniscus. Ihre Körperfarbe ist weiß (transparent) oder bräunlich, niemals rot. Walter Maucci (s. Lit.) nennt eine Zahl von 93 weltweit bekannten Macrobiotus-Arten.


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Typisches Aussehen eines Bärtierchens der Gattung Macrobiotus


Wenn Sie es ein wenig genauer wissen wollen, führt kein Weg an der Fachliteratur vorbei.


© Mikrofotos und Zeichnung von  Martin Mach


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Literatur:

Ernst Marcus: Bärtierchen. S. 6 (1928)

Erstveröffentlichung des Fotos vom Mundapparat in:
M. Mach: Eine einfache CCD-Computer-Kamera für jedermann. Mikroskomos 88 (1999) 331 - 334

Zahlenangaben zu den Gattungen und Arten sind zu finden bei
Walter Maucci: Tardigrada (Bd. XXIV der Reihe Fauna d'Italia). S. 180. Bologna 1986.